Der “Feuerrettungsverein” zu Halberstadt
“Nachdem der seit dem Jahre 1814 hierselbst bestehende Feuerrettungsverein, welcher die Rettung von Menschen und Effekten aus den in Brand geratenen Gebäuden zum Zwecke hat, in der am 14. Oktober gehaltenen Generalversammlung für die ausgeschiedenen Mitglieder neue gewählt hat, so besteht nunmehro dieser so nützliche Verein aus 33 Mitgliedern, deren jedem ein zuverlässiger Träger beigeordnet ist.”
Halberstadt, den 9. November 1837
Der Bürgermeister v. Brünken
“Wenn in dunkler Nacht der ruhige Bürger durch Feuerruf aus dem Schlafe geweckt, wenn die Feuersäule, himmelhoch anstrebend, sein Gehöft bereits erfasst hat, dann erwartet er ängstlich die Hülfe seiner Mitbürger, und diese Hülfe ist mir von Ihnen allen, von dem Schützenverein, dem Rettungsverein, den Mannschaften des Königl. Hochl. 7. Cuirassier-Regiments und der Löschmannschaft in so reichlichem Maße geworden; darum sage ich Ihnen allen meinen verbindlichsten Dank, und bitte zugleich alle diejenigen, welche noch Sachen von mir in Besitz haben sollten, mir dieselben bald möglichst zu behändigen, namentlich fehlen mir noch 7 silberne Esslöffel, 6 dergl. Theelöffel, 1 großer Suppenlöffel, Zuckersieb und Zuckerzange.”
Halberstadt, den 28. September 1852
Chr. Haushahn”
“Indem ich allen diejenigen welche bei dem mich betroffenen Brandunglück mit ihrer aufopfernder Hülfe mir, so freundlich beigestanden, besonders dem verehrlichen Feuer-Rettungs-Verein für sein umsichtiges Wirken, auf das Herzlichste danke, bitte ich zugleich diejenigen, bei denen noch Sachen von mir geborgen sein sollten, mir gefälligst hiervon Nachricht geben zu wollen.
Heinrich Kleye”
Im “Intelligenzblatt” vom 9. September 1852 erläßt ein gewisser Br. unter der Überschrift “Feuer! – Feuer! – Feuer!” einen Aufruf zur Organisation des Feuerschutzes in Halberstadt.
Darin heißt es u.a.:
“Wenn die Sturmglocke in finsterer Nacht die ruhende Stadt aufschreckt, wenn vom Winde getrieben die Flammen mit unersättlicher Gier sich von einem Gehöft zum anderen, dritten und vierten verbreiten, wenn den hart Betroffenen kaum Zeit bleibt, den eigenen Leib zu retten, dann ihr Männer ist es Zeit zu zeigen, dass ihr zur Hilfe brüderlich bereit seid. Doch die Kraft des Einzelnen geht unter im Gewühl, und was der Eine gut macht, verdirbt oft der andere, wenn nicht Umsicht und gemeinsames Handeln die Kräfte vereint. Das furchtbare Schauspiel lockt der müßigen Gaffer viele herbei, je größer die Not, Verwirrung und Flammen, desto mehr ergötzt sich der schaulustige Haufe, doch anstatt die Hand zum leichtesten Dienste zu leihen, stehen sie hindernd im Wege und treten die Schläuche mit Füßen. Gerettet wird Vieles, doch nicht erhalten, und oft wäre besser, es wäre verbrannt, wovon der Eigentümer nur Stücken, Scherben und Splitter in wilder Unordnung mühsam an vielen Orten zusammen suchen muss. Manches auch trefflich gerettet, sehr gut erhalten und ist doch nirgends zu finden. Das ist das Bild jener schrecklichen Stunden, welche unsere Stadt auch oft erlebt hat; ich sage erlebt hat, denn hoffentlich wird sich von nun an das Ganze anders gestalten, nachdem so viele wackere Männer, mit Nichtachtung eigener Gefahr und Beschwerden, sich zu löblichem Zwecke vereint und den “Feuer-Rettungs-Verein” gegründet haben.
Dankend möge das Publikum diese Verbindung ehren und sie auf jede nur mögliche Weise kräftig unterstützen. Wohl zählt sie der Mitglieder viele, doch wäre eine noch allgemeinere Beteiligung zu wünschen, zumal da leicht der Fall eintreten kann, dass bei großer Gefahr die Kräfte ermüden und der Ablösung bedürfen.
Die treffliche Organisation lässt eine durchgreifende erfolgreiche Wirksamkeit mit Sicherheit voraussehen. Aus diesem Grunde ist es umgänglich notwendig, dass die angrenzenden Straßen der Brandstätte abgesperrt werden, und nur denen Zutritt gestattet wird, welche sich durch die äußere Abzeichnung als zur Gesellschaft gehörig legitimieren. Es liegt im Prinzip des Rettungsvereins ebenfalls darauf zu halten, dass das Löschwesen mit der größten Ordnung und dem besten Erfolge ausgeübt werde, damit er dadurch in seinen Bestrebungen unterstützt und nicht genötigt werde, um seine Funktionen nicht bis ins unbestimmte hinaus ausdehnen zu müssen, sich selbst zur Beschaffung des Wassers zu bequemen, und die ermüdeten, erschöpften Spritzenmannschaften durch seine Leute abzulösen oder zu ergänzen. Hieraus ist schon klar, in welch inniger Beziehung beide Anstalten zu einander stehen, und wie sie nur dann das Höchste leisten werden, wenn beide Hand in Hand gehen; aus diesem Grunde erscheint es sehr wünschenswert, dass auch das Feuerlöschwesen eine durchgreifende, umfassende Reorganisation im Anschluß an den Feuer-Rettungs-Verein erführe.
Es sind besonders zwei Punkte, die einer näheren Beleuchtung bedürfen:
1. die Bedienung der Spritzen und
2. das Zubringen des Wassers.
Die Bedienung der Spritzen von eigens für diesen Zweck besoldeten Leuten scheint für den ersten Augenblick das sicherste Mittel zu sein, nötigen Falles sogleich die erforderlichen Arbeitskräfte zur Hand zu haben. An vielen Orten sind die Spritzen zum Teil den Gewerken überwiesen, und diese wetteifern miteinander in Bezug auf Pünktlichkeit und Ausdauer, und jedes Gewerk setzt eine Ehre darin, das erste auf der Brandstelle zu sein.
So viel schon verlautet, dürfte auch in unserer Stadt der Ausführung einer solchen Einrichtung nichts im Wege stehen, und es würden damit für die gute Sache eine große Anzahl tüchtiger Kräfte gewonnen werden, die, solange sie noch nicht dem Rettungsverein angeschlossen sind, bei den jetzigen Stande der Dinge fast ganz verloren gehen.
Was den zweiten Punkt, das Zubringen des Wassers betrifft, so ist diese Verrichtung die beschwerlichste und scheinbar undankbarste, woher es auch kommen mag, dass sie mit so wenig Energie und Ausdauer ausgeführt wird. Hierbei wären die müßigen Zuschauer am besten zu gebrauchen, allein kaum gezwungener Weise in die Wassergasse eingetreten, suchen sie sich so rasch wie möglich zu entfernen.
Ebenso unzureichend ist die Beschaffung des Wassers mittels der Sturmfässer, nicht etwa deshalb, weil dazu verpflichteten Pferdebesitzer lässig wären, nein einzig und allein infolge des Mangels an Schöpfgerätschaften und Personen, welche dazu angewiesen sind, die Kübel zu füllen.
Den Knechten ist diese Arbeit am allerwenigsten zuzumuten, da sie ohnehin schon genug in Anspruch genommen werden und obendrein selten eine Anerkennung erfahren.
So ist denn Wassermangel unvermeidlich und die Hauptbedingung einer Löschanstalt bleibt unerfüllt. Diesem Uebelstande kann nur dadurch abgeholfen werden, dass Personen so viel Aufopferung besitzen, sich freiwillig zu diesem wichtigen Geschäfte zu verstehen. Diese müssen dann eine besondere Abteilung unter einem Führer bilden und ebenfalls ein äußeres Abzeichen erhalten.
Vielleicht dürfen wir uns bei diesem wichtigen Geschäft der hilfreichen Handleistung der erwachsenen Zöglinge des Gymnasiums, der Gewerbe- und Realschule erfreuen.
Wichtiger, als alle bisher besprochenen Umstände ist der unserer Stadt eingentümliche Wassermangel. Die geringe Menge fließenden Wassers kommt nur dem unteren, nördlichen Stadtteile zu gute, während die übrige Stadt auf Brunnen und Wasserkunst angewiesen ist.
Abgesehen davon, dass die bedeutende Tiefe der in den höheren Stadtteilen gelegenen Brunnen für das Feuerlöschwesen und zwar bei Anwendung von sogenannten Zubringern nicht eben günstig ist, wenden wir unsere Aufmerksamkeit vorzugsweise auf die Kunst. Wie gering und unzureichend ihre Leistungen sind, ist allgemein bekannt, und leider ist bei den Umständen, unter denen sie besteht und arbeitet, nämlich Mangel an Triebkraft, kein günstigeres Resultat zu erzielen.
Die Einrichtung einer Dampfmaschine an ihrer Stelle würde dieser Not auf einmal ein Ende machen und außerdem dem Feuerlöschwesen außerordentliche Vorteile gewähren, insofern dann jeder aufsteigende Röhrenteil in den Straßen durch Anschraubung eines Schlauches in einen vortrefflichen Zubringer umgewandelt werden kann. Das Anlagekapital und der jährliche Bedarf an Brennmaterial scheinen jedoch von der Ausführung dieser wünschenswerten Verbesserung abzuschrecken.
Was das erste betrifft, so wird man sich früher oder später doch zur Ausgabe bequemen müssen, und in betreff des letzteren ist es zu erwägen, wie mit einer besseren Einrichtung auch ein vielseitigerer Gebrauch und somit ein größerer pekuniärer Ertrag der Maschine selbst verbunden ist, wodurch sich die Heizungskosten hinlänglich decken werden; überdies bedarf ja die jetzige Maschine im Winter, um sie vor dem Einfrieren zu schützen, ebenfalls der Heizung, was bei Anwendung einer Dampfmaschine in Abrechnung gebracht werden muß.
Die Wasserkunst wurde Anfang des 16. Jahrhunderts in Halberstadt eingerichtet. Es wurden primitive hölzerne Wasserrohre verlegt, die zum Markte führten. Das Wasser wurde der Holtemme entnommen. Ein Wehr, am Gröpertor, staute Wasser auf und von dort floss es durch einen kleinen Graben der “Kunstmühle” zu. Innerhalb der Mühle drehte sich ein großer Wasserrad, das dass Wasser in das Rohrnetz drückte.
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Halberstadt
Der Gedanke an die Errichtung einer Freiwilligen Feuerwehr entstand in Halberstadt bereits 1871. Offensichtlich fehlte es aber an Aktivisten, die in der Lage waren diese Notwendigkeit in die Tat umzusetzen. Zwar bestand dem Namen nach schon eine etwa 40 Mitglieder zählende “Freiwillige Feuerwehr” welche aber nicht ausreichend ausgerüstet und ausgebildet war. Die Stadt unterhielt deshalb ein Feuerlöschcorps (Pflichtfeuerwehr). In der Polizeiverordnung für den Polizeibezirk Halberstadt (Feuerlösch-Ordnung) vom 29. September 1874, wird dieses städtische Löschcorps vorläufig auf 450 Mann bemessen. Die Freiwillige Feuerwehr bildete einen Teil der städtischen Feuerwehr. Da eine Überwachung bzw. Kontrolle der bei den Löscharbeiten beteiligten Mannschaften fast ausgeschlossen war und die Entschädigungen für Lohnausfall hoch waren, dass sie zu den wirklichen Leistungen in keinem Verhältnis standen, wurde die Reorganisation des gesamten Löschwesens notwendig. Besonders bei einem Großfeuer auf dem Güterbahnhof am 14. August 1874 wurden die Missstände deutlich.
Es herrschte bei den Stadtbehörden und bei der Bürgerschaft nirgends ein Zweifel darüber, dass das Feuerlöschwesen in unserer Stadt im argen lag, dass es nicht so bleiben konnte und das nur durch eine allgemeine Beteiligung der Bürgerschaft zufriedenstellende Zustände herbeigeführt werden konnte.
Ein Aufruf, veröffentlicht in der Halberstädter Zeitung am 22. Oktober 1874, ist gleichzeitig die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Halberstadt.
Aufruf !
Nach Beschluss der Stadtbehörden, soll das Feuerlöschwesen reorganisiert werden und in erster Linie eine 205 Mann starke Freiwillige Feuerwehr gebildet werden. Derselben sind bis jetzt 86 Personen zugetreten. Hauptaufgabe der Feuerwehr ist, bei ausbrechendem Feuer das Leben und Eigentum unserer Mitbürger zu schützen.
Soll die Freiwillige Feuerwehr bei einem etwa ausgebrochenen Feuer zur Abwehr gerüstet dastehen, so ist dringend zu wünschen, dass sie ihre volle Stärke so schnell wie möglich erlangt.
An unsere in jüngeren Jahren stehenden Mitbürger ergeht daher die Bitte, unser gemeinnütziges Unternehmen durch Beitritt zur Freiwilligen Feuerwehr unterstützen zu wollen. Anmeldungen nehmen die Unterzeichneten gern entgegen.
Halberstadt, den 20. Oktober 1874
Eine Kommission, bestehend aus Mitgliedern des Magistrats und der
Stadtverordnetenversammlung, sowie der bisherigen Freiwilligen Feuerwehr
wurde gebildet. Diese beriet den Entwurf einer neuen Feuerlöschordnung.
Weitere Beratungen zwischen Vertretern der bisherigen Freiwilligen
Feuerwehr und dem vom Magistrat ernannten Brandinspektor führen zu dem
Beschluss, die bisherige Freiwillige Feuerwehr aufzulösen, aus den
Mitgliedern derselben sowie den zahlreich angemeldeten Einwohnern der
Stadt eine neue Freiwillige Feuerwehr zu bilden und die Leitung dem
städtischen Brandinspektor zu übertragen. In Ausführung dieses
Beschlusses fand am 20. Oktober die erste Generalversammlung statt, in
der die Wahl der Führer uns Stellvertreter der einzelnen Abteilungen
sowie der Rohrführer und die Bildung der Bekleidungskommission
beschlossen wurde.
Unter § 3 der Statuten wurde festgelegt:
“Die Freiwillige Feuerwehr besteht aus:
- a. einer Spritzenabteilung
- b. einer Wasser- Transportabteilung
- c. einer Steiger- und Rettungsabteilung
- d. einer Demolierabteilung
- e. einer Wacht- und Absperrabteilung”
Am 9. November fand die zweite Generalversammlung statt. Es wurde beschlossen:
“Für sämtliche Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Joppen von graubraunem Tuche, schwarz lackierte mit einem rothen Streifen versehene Lederhelme, sowie schwarz und roth gestreifte Hanfgürtel, für die Mannschaften der Wassertransportabteilung schwarze Ledergürtel und für die Führer, Steiger und Demoliermannschaften die nöthige Ausrüstung an Beilen, Aexten, Leinen, Laternen u.s.w. zu beschaffen.”
Die weitere Entwicklung
Neben der Freiwilligen Feuerwehr wurde auch eine städtische Pflichtfeuerwehr neu gegründet. Diese bestand aus 138 Mann. Die Bekleidung bestand auch braunen Segeltuchjoppen. Nach und nach stieg die Zahl der freiwilligen und Pflichtfeuerwehrleute auf über 400 Mann an. Dabei muss man bedenken, dass allein zur Heranschaffung des Löschwassers mittels Eimerkette 140 Mann benötigt wurden. Im Jahre 1878 wurde im Hof der Höheren Töchterschule am Domplatz, wo sich auch die Spritzenhäuser und das Feuerwehrdepot befanden, der erste Steigerturm erbaut. 188o siedelte das Depot nach dem Grundstück Taubenstraße – Gröperstraße (heute bei den Spitzen) um, wo ein neues Spritzenhaus errichtet worden war. Im Sommer 1882 wurde die städtische Wasserleitung in Betrieb genommen, aus der Wassertransportabteilung wurde die Hydrantenabteilung. Am 1. Juli 1884 wurde die erste feuerwache am Rathaus eingerichtet, die von morgens bis abends durch drei Mann der Freiwilligen Feuerwehr besetzt war. Der Feuerwächter hatte eine Wachstube auf dem Martiniturm. 1890 wurde die erste mechanische Leiter mit einer Steighöhe von 15 m beschafft. 1894 wurden die Spritzenhäuser auf dem Domplatz abgebrochen und dafür das neue Feuerwehrdepot mit Steigerturm am Marstall in der Krebsschere eingerichtet.
Auch die Gerätschaften der Pflichtfeuerwehr, welche bis dahin auf dem Hof der Oberstädtischen Volksschule standen, wurden hierher überführt. Als die Freiwillige Feuerwehr 1899 ihr 25jähriges Jubiläum feierte, zählte sie 230 Mitglieder. Die Pflichtfeuerwehr war inzwischen aufgelöst wurden. !905 wurde die Freiwillige Feuerwehr in vier Löschzüge eingeteilt und 1909 wurde eine “Erste Alarmbereitschaft” geschaffen. Diese bestand aus zwei Führern und sechs Mann. Sie stand für den ersten Angriff bei Großfeuern bereit.
Zur selben Zeit wurden die ersten 9 automatischen Feuermelder angelegt, deren Zentrale sich in der Polizeiwache befand. 1910 wurde die erste Dampfspritze und eine mechanische Leiter mit einer Steighöhe von 23 Metern beschafft. Beide aber immer noch für Pferdebespannung eingerichtet. Von den vielen Groß-, Mittel- und Kleinfeuer, welche die Feuerwehr zu löschen hatte, sei hier nur der Brand des Schuhhofes am 3. April 1903 erwähnt.
Die Auswirkungen des 1. Weltkrieges
In den Jahren kurz vor dem 1. Weltkrieg wurde die Berufsfeuerwehr
weiter vervollständigt. Ein Oberbrandmeister, ein Brandmeister, zwei
Oberfeuerwehrmänner und 14 Feuerwehrmänner wurden hauptamtlich
angestellt. Verantwortlicher Leiter der Berufsfeuerwehr war Brandmeister
Dipl.-Ing. Isnenghi. Neben dem Feuerwehrdienst werden auch sämtliche
Krankentransporte ausgeführt. Der Berufsfeuerwehr oblag die gesamte
Unterhaltung der Geräte, Prüfung der Feuermelder, Kontrolle öffentlicher
Gebäude auf Feuersicherheit u.s.w.. Feuersicherheitswachen für das
Theater und sonstige Veranstaltungen wurden in Gemeinschaft mit der
Freiwilligen Feuerwehr gestellt.
Der Weltkrieg 1914/18 unterbricht
die in Aussicht genommene Entwicklung des Feuerlöschwesens
(Kraftfahrzeugbetrieb) zu einem Zeitpunkt, an dem die Schlagkraft der
Feuerwehr durch die begonnene Automobilisierung auf den zu dieser Zeit
höchstmöglichen Stand gebracht werden sollte.
Die Nachwirkungen des
Krieges und die politische Zerrissenheit unseres Volkes in den
Nachkriegsjahren wirkten sich leider auch bei der Freiwilligen Feuerwehr
aus. Wie alle anderen Verbände, hat auch die Feuerwehr eine Reihe von
Kameraden als Opfer des Krieges verloren. Ihrem Andenken galt eine
Ehrentafel auf der Feuerwache. Der Mannschaftsbestand ging nach dem
Krieg weiter zurück und verschiedene andere Umstände ließen auch die
Dienstfreudigkeit der übrigen Mitglieder erlahmen.
Die Schlagkraft
und er weitere Bestand der Freiwilligen Feuerwehr wurde dadurch
ernstlich gefährdet. Die verschachtelte Bauart der meist älteren Gebäude
in der Altstadt waren dem Auswachsen dort entstehender Schadenfeuer zu
Großbränden äußerst günstig. Richtig eingeschätzt wurde, wenn keine
genügend starke Löschhilfe vorhanden ist, können unter Umständen ganze
Straßenzüge durch Feuer vernichtet werden. Deshalb konnte in Halberstadt
auf eine starke, gut ausgerüstete und ausgebildete Freiwillige
Feuerwehr neben der Berufsfeuerwehr nicht verzichtet werden. Von dieser
Erkenntnis ausgehend, war es besonders der damalige Dezernent des
städtischen Feuerlöschwesens, Stadtrat Kapitän zur See a.D. Karl Heine,
der sich der Sache der Freiwilligen Feuerwehr annahm, als der verdiente
Branddirektor Bagemihl 1933 von seinem Amt aus Gesundheitsgründen
zurücktrat. Mit Zustimmung sämtlicher Führer wurde der verantwortliche
Leiter der Berufsfeuerwehr Isnenghi, auch mit der technischen Leitung
der Freiwilligen Feuerwehr betraut.
In einer Veröffentlichung der Halberstädter Zeitung vom 21. September 1934 heißt es: “Bedauerlich ist es, dass sich im Laufe der Jahre die wirtschaftlich besser gestellten Kreise unserer Stadt fast restlos von freiwilligen Feuerlöschdienst zurückgezogen haben. Während früher ein großer Teil der angesehensten Bürger der Feuerwehr angehörte, sind es heute fast nur noch die minderbemittelten Kreise, die ihren Mitmenschen in Not und Gefahr beistehen und ihr Leben und ihre Gesundheit bei Feuer- oder Wassernot für die Erhaltung des Eigentums derselben einsetzen.” (Anmerkung des Verfassers: >>Welche Parallelen zur heutigen Zeit!<<) Im Jahre 1934 dürfte Halberstadt in bezug auf Zahl und Güte der Feuerlöschgeräte unter den Städten der Provinz Sachsen an erster Stelle gestanden haben. Die Feuerwehr verfügte u.a. über:
2 Automobilspritzen von 1.500 und 1.800 Liter Wasserlieferung je Minute
2 Anhängemotorspritzen von je 1.000 Liter je Minute
1 tragbare Motorspritze von 400 Liter je Minute
1 Automobil-Drehleiter mit Luftschaumpumpe, 26 Meter Steighöhe
1 vierrädrige Drehleiter für Schleppzug, 22 Meter Steighöhe
2 mechanische Schiebeleitern für Handzug mit 12 bzw. 15 Meter Steighöhe
1 automobiler Gerätewagen
1 automobiler Mannschaftswagen
1 Anhängegerät für chemischen Schaum
1 automobilen Rüstwagen mit Herausleger
2 automobile Krankentransportwagen.
Im Jahr 1934 musste die Feuerwehr Halberstadt bei folgenden Ereignissen tätig werden:
1 Großfeuer, 6 Mittelfeuer, 33 Kleinfeuer, 11 blinde Alarme, 5 böswillige Alarme, 28 Hilfeleistungen, 1 nachbarliche Löschhilfe.
Die beiden Krankenwagen rückten aus: 1.031 Stadtfahrten, 101 Überlandfahrten.
Im Gleichschritt marsch! Die Zeit des Nationalsozialismus
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialistischen Partei (NSDAP) im
Jahre 1933, begann zielstrebig die Vorbereitung des II. Weltkrieges.
Auch das gesamte Feuerlöschwesen wurde in diese Vorbereitung einbezogen.
Bereits im Dezember 1933 wurde das Feuerlöschwesen, zunächst in Preußen
durch die Veröffentlichung des “Preußischen Feuerlöschgesetzes”
vereinheitlicht und auf eine neue Grundlage gestellt. Die Feuerwehren
wurden den Ortspolizeiverwaltern unterstellt und zu einer
Polizeiexekutive für besondere Aufgaben gemacht. Die Eingliederung in
den nationalistischen Staat wurde mit der Verleihung des
Hoheitsabzeichens an die Feuerwehren besiegelt. Das oberste Ziel im
“Gesetz über das Feuerlöschwesen” vom 23. November 1938, bestand in der
Schaffung einer straff organisierten, vom Führerprinzip geleiteten,
reichseinheitlich gestalteten, von geschulten Kräften geführten
Polizeitruppe (Hilfspolizeitruppe) unter staatlicher Aufsicht. Die
Einteilung in Berufs-, freiwillige und Pflichtfeuerwehren wurde
aufgehoben. Die bisherige Berufsfeuerwehr wurde zur Feuerschutzpolizei.
Ein
wesentlicher Grundgedanke dieser Neuorganisation bleibt die freiwillige
Leistung des Feuerlöschdienstes. Es wurde voll anerkannt, dass ohne die
freiwilligen Helfer die Aufgaben des Feuerlöschwesens nicht zu lösen
sind. Die Freiwillige Feuerwehr Halberstadt hatte zu dieser Zeit eine
Stärke von 150 Mann. Sie war in drei Löschzüge und eine Altersabteilung
gegliedert. Die Freiwillige Feuerwehr wurde eine technische
Hilfspolizeitruppe unter staatlicher Aufsicht für Hilfeleistungen und
bei öffentlichen Notständen aller Art. Sie war eine gemeindliche
Einrichtung und hat im Auftrag des Ortspolizeiverwalters (Bürgermeister)
Gefahren durch Schadensfeuer abzuwehren und Luftschutzaufgaben
durchzuführen. Am Sonntag, den 19. Mai 1940 erfolgte auf dem Sportplatz
an den Spiegelsbergen, die Vereidigung der Freiwilligen Feuerwehr auf
den Führer des Deutschen Reiches.
Mit der Ausbildungsvorschrift für
die Feuerwehren, Polizeidienst-Vorschrift Nr. 23 (PVD 23), wurde 1939
eine einheitliche Gliederung des Löschzuges festgelegt. Durch die neue
Ausbildung des “Einheitsfeuerwehrmannes) wurde die aus den Anfangszeiten
des Feuerwehrwesens stammende Einteilung der Feuerwehr in Steiger-,
Spritzen-, Demolier-, Wasser- und Absperrabteilung und die damit
verbundenen einseitige Ausbildung überwunden. Die Berufs- und
Freiwillige Feuerwehr der Stadt Halberstadt mussten nach dem Gesetz eine
taktische Einheit bilden.
Die Freiwillige Feuerwehr Halberstadt stellte für den Stadtkreis Halberstadt auch gleichzeitig den Kreisfeuerwehrverband dar. Zum Kreiswehrführer wurde der Leiter der Berufsfeuerwehr Dipl.-Ing. Isnenghi durch den Regierungspräsidenten ernannt. Diese Funktion übernahm nach ihm der Brandingenieur Schönwald.
Zum Aufgabengebiet der Feuerwehren gehörte auch die Anlage von Brunnen, Zisternen und Löschteichen zur Löschwasserversorgung und deren Prüfung auf Ergiebigkeit. Durch das Luftschutzgesetz vom 26.6.1935 war u.a. ein Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD) eingerichtet worden. Unter Berücksichtigung der eigenen Aufgaben wurde das Personal für den Feuerwehrdienst von der örtlichen Feuerwehr gestellt. Von besonderer Bedeutung war während des Krieges auch in Halberstadt die Bereitstellung der notwendigen Mannschaft. Um dieses Defizit auszugleichen, wurde auch die Hitler-Jugend zum Feuerwehrdienst herangezogen.
Die Hitlerjugendfeuerwehrscharen im Hitler-Jugend-Streifendienst (so die offizielle Bezeichnung) unterstanden beim Übungsdienst und praktischen Einsatz dem Feuerwehrführer.
Der Neubeginn
Einen Monat nach der sinnlosen Zerstörung einer der ältesten und
sicher auch schönsten deutschen Städte am 8. April 1945 war der zweite
Weltkrieg beendet.
Die Feuerwehr Halberstadt stand vor einem
Trümmerhaufen. Ein großer Teil der Fahrzeuge, Geräte und des
Schlauchmaterials war den Brandbomben der Anglo-Amerikaner zum Opfer
gefallen. Die Feuerwache in der Krebsschere war vollständig zerstört
worden. Damit war die Berufs- und Freiwillige Feuerwehr ohne Gerätehaus.
Die nichtzerstörte Feuerwache der ehemaligen Junkers-Werke bot
zumindest eine gute Unterkunft für die Feuerwehr.
Die Situation bei
Kriegsende und die sich abzeichnenden politischen Ereignisse, führten zu
einer wesentlichen Schwächung der Feuerwehren. Nach 1945 wurde viele
ehemalige Angehörige der Berufsfeuerwehren und der Freiwilligen
Feuerwehren, wegen ihrer “Vergangenheit” entlassen. Der bisherige Leiter
der Berufsfeuerwehr Halberstadt Schönwald wurde Leiter der Polizei. Die
Leitung der Berufsfeuerwehr übernahm Herr Keiger.
Die wirtschaftlichen Probleme in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) erschwerten die Arbeit der Feuerwehren sehr. Auszugsweise ein Rundschreiben der Landesregierung von Sachsen-Anhalt:
Landesregierung Sachsen-Anhalt Halle/Saale, den 16.12.1949, Ministerium des Innern, Landesbrandschutzamt.
Rundschreiben Nr. 113
An sämtliche Brandschutzämter und die Landesfeuerwehrschule
Betr.: Einschränkung des Kraftstoffverbrauchs infolge geringer Zuteilung. “Zwecks Kraftstoffersparnis wird mit sofortiger Wirkung angeordnet, dass Tagübungen mit motorisierten Geräten nicht mehr abgehalten werden dürfen.”
i.A. gez. Kohlmann, Kommandeur
Bereits 1949 wurde in der SBZ eine Zentralisierung des Brandschutzes angestrebt. Die bis dahin bestehenden länderspezifischen Unterschiede bei den Feuerwehren wurden durch Dienstanweisungen der DVI (Deutsche Verwaltung des Innern) für die SBZ einheitlich festgelegt. Die in der sowjetischen Zone angeordnete Zentralisierung des operativen Einsatzes der Feuerwehren hatte auch für die Stadt Halberstadt Konsequenzen. Am 14. Februar 1949 erfolgte die Übergabe der Berufsfeuerwehr Halberstadt an das Land Sachsen-Anhalt.
Im Rahmen einer kurzen Feierstunde, wurde die aus 28 Mann bestehende Berufsfeuerwehr aus dem Stadtverband Halberstadt ausgegliedert und durch die Landesregierung übernommen. Oberbürgermeister Bordach und Stadtrat Wendel würdigten die gute Arbeit der Wehr. Landesbrandschutzdirektor Müller, der die Wehr für das Land Sachsen-Anhalt übernahm, betonte, dass die Halberstädter Berufsfeuerwehr zwar klein an Zahl, aber mustergültig in jeder Beziehung sei. Das neugebildete Stadtbrandschutzamt Halberstadt bekam die Kreisämter der Kreise Oschersleben, Wernigerode und Blankenburg mit 144 Wehren und 142 motorisierten Geräten zugeteilt. Auch die Betriebs- und Freiwilligen Feuerwehren der Stadt und der Kreise unterstanden dem Brandschutzamt Halberstadt.
Mit der Ausgliederung der Berufsfeuerwehr Halberstadt aus dem Stadtverband und die damit verbundene Angliederung an die Polizei war die Wehr fortan der Hauptabteilung Feuerwehr, der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei unterstellt und damit Bestandteil des Sicherheits- und Ordnungssystems der DDR. Die Führung der Polizei war bemüht, die eigenständige Rolle der Feuerwehr zu verdrängen. Der Krankentransport wurde wieder ausgegliedert und dem DRK übergeben. Die Feuerwehrangehörigen erhielten einen militärischen Dienstgrad.
Durch die Verwaltungsreform 1952 kam es zur Aufhebung des Status quo
ante unserer Stadt als kreisfreie Stadt. Im Ergebnis dieser Reform wurde
der Kreis Halberstadt gebildet. Bei allen Volkspolizei-Kreisämtern
wurden sodann Abteilungen Feuerwehr gebildet und die noch bestehenden
Kommandos Feuerwehr personell weiter verstärkt. Anfang der 50er Jahre
beginnt die Ausrüstung der Feuerwehren mit genormten Löschfahrzeugen aus
DDR-Produktion. Es sind Löschfahrzeuge vom Typ H3A der VEB
Fahrzeugwerke “Ernst Grube” in Wildau. Ab 1953 wurden Löschfahrzeuge
LF-TS8 vom Typ Granit 30K im VEB IFA-Lastwagen- und Motorenwerke in
Zittau produziert. Ab 1968 prägen zunehmend Feuerwehrfahrzeuge des Typs
W50 des VEB IFA-Automobilwerke Ludwigsfelde, das Bild der Feuerwehren.
1962 erfolgte der Umzug in das als “Kreislöschbereitschaft” neuerrichtete Gebäude in der Theaterstraße.
In den 70er und 80er Jahren war die Abteilung Feuerwehr mit dem Kommando Feuerwehr (Berufsfeuerwehr) hinsichtlich spezieller Aufgaben im Brandschutz sowohl für die Stadt als auch für den Landkreis Halberstadt zuständig. So rückte das Kommando Feuerwehr mit seinem Löschzug sowie Spezialtechnik in den Landkreis Halberstadt und auf Anforderung in die angrenzenden Landkreise aus. Für besondere brandgefährdete Objekte wurden Einsatzpläne erstellt, die auch die Alarmierungsreihenfolge enthielten.
Eine besondere Bedeutung wurde in diesen Jahren der staatlichen Kontrolltätigkeit auf dem Gebiet des vorbeugenden Brandschutzes in Industrie, Handel, Verkehr und Landwirtschaft zugeschrieben. Durch Instrukteure der Abteilung Feuerwehr und besonders ausgebildeten Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren wurden diese Brandschutzkontrollen organisiert und durchgeführt. Die Massenkontrollen in Wohnstätten wurden regelmäßig zur Brandschutzwoche im Oktober durchgeführt. Das vorbeugende Gespräch bei diesen Kontrollen kam bei den Bürgern gut an. Eine gute Arbeit leisteten die Feuerwehrangehörigen ebenso auf dem Gebiet der Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung bei Kindern und Jugendlichen. Die in den Schulen gebildeten Arbeitsgemeinschaften “Junger Brandschutzhelfer” wurden in der Regel durch Feuerwehrangehörige angeleitet.
Die Brandstatistik der damaligen Jahre zeigt, dass die Bemühungen zur Erhöhung der Brandsicherheit und der dabei erreichte Stand nicht zu unterschätzen sind.
Ausgezeichnete Leistungen erbrachten die Angehörigen des Kommandos Feuerwehr Halberstadt auch bei sportlichen Ausscheiden auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene in den Disziplinen Löschangriff, 100m-Feuerwehrstaffette und 4x100m-Feuerwehrstaffette. Bei der Bestenermittlung der Kommandos Feuerwehr im Bezirk Magdeburg waren die Halberstädter oft an der Spitze zu finden.
Nach dem Willen des Ministeriums des Innern der DDR sollten weitere Kommandos Feuerwehr (Berufsfeuerwehren) aufgelöst werden. So auch die beiden Kommandos in Halberstadt und Wernigerode. In erster Linie wegen der miserablen wirtschaftlichen Lage und in Unterschätzung der tatsächlichen Situation vor Ort wäre zum 31.12.1989 das Kommando in Halberstadt aufgelöst worden und die gesamten Aufgaben dann der Freiwilligen Feuerwehr übertragen worden. Weder waren die Wehrmitglieder darauf vorbereitet, noch verfügte die Wehr über die personellen und materiellen Voraussetzungen. Fachleute vor Ort, haben davor gewarnt, dass mit dieser unsinnigen Maßnahme das Sicherheitsniveau für die Bevölkerung und Einrichtungen der Stadt und des Landkreises wesentlich sinken wird.
Die Feuerwehr wieder in der Gesamtverantwortung der Stadt Halberstadt (Von der politischen Wende bis heute)
Der Sommer 1989 leitete das letzte Kapitel der Feuerwehren in der DDR ein. Die sich von Tag zu Tag zuspitzende politische Situation und die wirtschaftliche Lage erforderten Veränderungen, die durch die Veranstaltungen und Zusammenkünfte der Bürgergruppen zum Ausdruck gebracht worden sind. Das gesamte Sicherheits- und Ordnungssystem der Staatsführung wurde aufgeboten, um diesen Forderungen energisch und gewaltsam Einhalt zu bieten. Es bestand die Gefahr, dass auch die Feuerwehren in dieses Unterdrückungssystem eingebunden und ihrem humanistischen Grundanliegen zuwider, gegen Menschen eingesetzt werden könnte. Die Polizeiführung wollte Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehr als Wasserwerfer gegen Bürger einsetzen. Um dies zu verschleiern wurde der Befehl ausgegeben, den Schriftzug FEUERWEHR auf den Fahrzeugen abzukleben. In Ermangelung geeigneter Materialien wurde dafür Tapete und Heftpflaster verwendet. Zum Glück kam es in Halberstadt nicht zum Einsatz dieser Fahrzeuge. In der Wendezeit begann ein wechselvoller, ereignis- und entscheidungsreicher Abschnitt. In dieser Zeit des Umbruches gab es viele neue Ideen, Gedanken und Vorschläge. So gab es Vorstellungen, dass Prinzip “Rettung aus einer Hand” umzusetzen, in dem Feuerwehr, Rettungsdienst, Leitstelle und Feuerwehrtechnische Zentrale am Standort der Feuerwehr Halberstadt untergebracht werden sollten. Diese, sicher mit vielen räumlichen Problemen verbundene Zusammenlegung endete mit dem Um- und Neubau der Feuer- und Umweltwache Halberstadt. Verantwortliche des damaligen Landkreises Halberstadt waren an einer gemeinsamen Lösung nicht interessiert und vernachlässigten die Synergieeffekte, welche sich zweifelsfrei ergeben hätten.
Die neuen Ideen, das Vergangene, aber auch die Aussprachen und
Beratungen führten zur Hauptforderung – der Loslösung der
Berufsfeuerwehr von der Polizei.
Zaghaft, aber immer sichtbarer,
begann sich dieser Weg abzuzeichnen. Durch das Ministerium des Innern
wurden im Januar 1990 die militärischen Dienstgrade für die Angehörigen
des Organs Feuerwehr abgeschafft und durch feuerwehrtypische ersetzt.
Nach den ersten freien Kommunalwahlen im Mai 1990 erfolgten die ersten
Gespräche über die zukünftige Gestaltung des Brandschutzes in der Stadt
Halberstadt mit dem Bürgermeister Mathias Gabriel. Im Ergebnis erfolgte
die Übernahme von 23 hauptberuflichen Wehrmännern durch die Stadt
Halberstadt. Bürgermeister Gabriel übernahm symbolisch in einer kurzen
Feierstunde die Angehörigen der Wache und wünschte ihnen für die
verantwortungsvollen Aufgaben viel Erfolg. Zum Leiter des neu gebildeten
Brandschutzamtes wurde Harald Böer bestellt. Er war federführend an der
Erarbeitung eines Brandschutzkonzeptes für die Stadt Halberstadt
beteiligt.
Weiterhin galt es, die beruflichen und die freiwilligen
Feuerwehrkräfte zu einer Feuerwehr zusammenzuführen. Satzungen,
Dienstanweisungen und Ausrückbestimmungen mussten erarbeitet und
beschlossen werden.
An dieser Stelle währe einzuflechten, dass die
freiwilligen Angehörigen der Feuerwehr auch in der Umbruchszeit ihren
Mann gestanden und damit viel zur Gewährleistung der Brandsicherheit in
der Stadt beigetragen haben. Nach einem starken Abgang von Kameraden
insbesondere durch Wegzug, hat sich nunmehr der Personalbestand wieder
gefestigt. Mit dem Stadtkommando der Freiwilligen Feuerwehr ist ein
Beratergremium geschaffen worden, in dem alle Abteilungen der Feuerwehr
und die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung vertreten sind.
Mit
der Eingemeindung von Emersleben (1995) und Klein Quenstedt (1996)
bestehen zwei weitere Ortsfeuerwehren, welche im Bedarfsfall das
Hilfeleistungspotenzial für die Stadt bilden.
Am 22. November 1997 erfolgte der erste Spatenstich für den Um- und Ausbau der Feuer- und Umweltwache in Halberstadt am alten Standort, Am Breiten Tor 2.
Trotz der Baumaßnahmen wurde der laufenden Betrieb der Wache und die uneingeschränkte Einsatzbereitschaft jederzeit gewährleistet. Die Feuerwehrangehörigen legten kräftig mit Hand an und leisteten viele unbezahlte Stunden. Das was geschaffen wurde ist funktionelle und entspricht dem heutigen Standart für Feuerwehrhäuser. In den Bereichen Funk-, Geräte-, Atemschutz- und Feuerlöscherwerkstatt führen die hauptberuflichen Mitarbeiter Reparatur- und Wartungsarbeiten an der Feuerwehrtechnik aus. Auch alle Fahrzeuge und Anhängegeräte der Feuerwehr Halberstadt werden durch sie Instand gehalten und gewartet. Das hilft Kosten sparen und unterstützt die Ausbildung an der immer komplizierter werdenden Feuerwehrtechnik.
“Vorbeugen ist besser als Löschen”, dieser alte Grundsatz hat nach wie vor seine Bedeutung und wird bei der Feuerwehr sehr ernst genommen. Ob bei der Mitwirkung im Baugenehmigungsverfahren oder der Brandverhütungsschau, bei der Erziehung der Kinder und Jugendlichen zum brandschutzgerechtem Verhalten oder der Erwachsenenqualifizierung auf dem Gebiet des vorbeugenden Brandschutzes, der Bereich vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz sowie Öffentlichkeitsarbeit stellt sich jeder Aufgabe.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform Sachsen-Anhalt wurden die Orte Aspenstedt, Athenstedt, Langenstein, Mahndorf, Sargstedt und Ströbeck in die Stadt Halberstadt eingemeindet womit auch die Ortsfeuerwehren dieser Orte zur Feuerwehr Halberstadt gehören.