05.09.2007
Den Besuch der Domstadt wird ein Tourist aus Worms so schnell sicher nicht vergessen. Beim Spaziergang auf der Jahnwiese hatte er am späten Mittwochnachmittag eine Begegnung der anderen Art. Plötzlich stand er vor einer Schlange. Mit einer Länge von etwa einem Meter für hiesige Breiten ein seltener Fund, der für ein mulmiges Gefühl beim Finder sorgte. Aus diesem Grund alarmierte der Spaziergänger das Polizeirevier Halberstadt. Die Beamten veranlassten, dass die Feuerwehr Halberstadt ausrückt.
Für die Männer um Wehrleiter Harald Böer, die für die Tierrettung in der Kreisstadt zuständig sind, ein nicht alltäglicher Einsatz. Gehen sie doch gewöhnlich auf die “Jagd”, um entlaufene und ausgesetzte Hunde und Katzen einzufangen. “Trotz der Kenntnis, dass es sich hier um eine ungiftige Schlange handelt, war es für Hauptbrandmeister Michael Franke und Praktikantin Julia Mnich schon ein eigenartiges Gefühl, mit diesem exotischen Tier direkt Kontakt zu haben”, berichtete Harald Böer. Es handelte sich um ein Königspython. Eine Würgeschlange, die eigentlich in West- und Zentral-Afrika beheimatet ist.
“Sicher ist nicht der Klimawandel dafür verantwortlich, dass wir die Schlange hier gefunden haben”, sagt Harald Böer. Offensichtlich habe der Besitzer das Tier kurzerhand ausgesetzt, und auf diese Weise entsorgen wollen”, glaubt der Feuerwehrchef. Wohlwissend, dass die Schlange, die sich bei 28 bis 32 Grad wohlfühlt, bei den hiesigen Temperaturen keine großen Überlebenschancen hat. “Wir haben den Python in eine Kiste gesetzt und erstmal bei uns in der Feuerwache an eine warme Heizung gestellt, damit er sich erholen kann.” Doch wohin mitder Schlange? In diesen Fällen, wo der Herkunftsnachweis nicht erbracht werden kann, muss das Landesamt für Umweltschutz in Magdeburg entscheiden. Bis das der Fall ist, musste ein Notquartier gefunden werden. Das bot Uwe Nedel in seiner Tierhandlung in der Schützenstraße an. “Die Schlange ist gut genährt und gepflegt”, urteilte er gestern.
Mit Exoten wurden die Feuerwehrmänner in Halberstadt allerdings nicht das erste Mal konfrontiert. Der Grund: Die Besitzer sind meist mit der Haltung der Reptilien überfordert. Die vielseitigen Retter haben auch schon Kornnattern in der Kreisstadt eingefangen. “In einem Fall stießen wir in einer Wohnung auf verendete Schlangen. Der Besitzer war ausgezogen und hatte zwei große Schlangen ohne Versorgung zurückgelassen”, erinnert sich Harald Böer.
Feuerwehrmann Frank Poerschke mit dem exotischen Schlangenfund aus den Spiegelsbergen. Foto: Volksstimme