26.04.2006
Gemeinsame Übungen von Abwassergesellschaft Halberstadt (AWH) und der Halberstädter Feuerwehr stehen in jedem Jahr auf dem Programm. Am Mittwoch, dem 26.04. rückte die hauptberufliche Wachbereitschaft auf dem Gelände des Klärwerkes an, um in der ersten Phase zwei “Verletzte” am Faulturm zu bergen.
In der zweiten Phase nutzte die Feuerwehr das Areal an der Wehrstedter Straße für weitere Aktivitäten. Dabei ging es um das Auffinden, Bergen und Abtransportieren eines radioaktiven Strahlers. Denn die Feuerwehr ist nicht nur bei Bränden im Einsatz, sondern auch bei Hilfeleistungen. Dazu gehören unter anderem die Befreiung von Menschen und Tieren aus Notlagen, Wasserrohrbrüche, Unwetter-, Insekten-, Umwelteinsatz und Verkehrsunfälle. Im Rahmen des Umweltzuges rückt die Feuerwehr Halberstadt im gesamten Landkreis aus.
Darüber hinaus gibt es eine Vereinbarung zwischen den Landkreisen Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode, wonach der in Halberstadt stationierte Gerätewagen Gefahrgut (GWG 3) in den drei Landkreisen zum Einsatz kommt. Gleiches gilt für Einsätze bei Unfällen mit radioaktiven Stoffen. Dafür verfügt die Feuerwehr Halberstadt ebenfalls über die erforderliche Spezialausrüstung.
Damit die Feuerwehrmänner auf alle Arten von Einsätzen gut vorbereitet sind, ist regelmäßige Ausbildung erforderlich. Deshalb werden nicht nur Speziallehrgänge besucht, sondern es wird regelmäßig trainiert. Auch besondere Einsätze müssen geübt werden, denn “Training schafft Sicherheit”, so Stadtwehrleiter Harald Böer. Wie in diesem Fall im Umgang mit radioaktivem Material. In einem Ernstfall könne man sich keinen Fehler erlauben. Dann muss jeder Schritt, jeder Handgriff sitzen. Die Handlungen der Beteiligten müssen genau aufeinander abgestimmt sein, die Entscheidungen richtig fallen.
Eine Einsatzgruppe Feuerwehrleute legte Strahlenschutzanzüge an. Drei begaben sich mit einem Messgerät auf die Suche nach der radioaktiven Quelle, andere sicherten das Terrain um das Gebäude. Dank der empfindlichen Messtechnik war ein Übungsstrahler im Labor des Klärwerkes bald geortet. Hier “tastete” sich das Trio langsam an den Strahler heran. Ständig standen die Männer dabei im Funkkontakt mit der Einsatzleitung. Alle vom Messgerät abgelesenen Werte, jede Feststellung und jede Handlung wurde mitgeteilt. Der kleine radioaktive Strahler wurde gefunden und in einem Bleibehälter sicher abtransportiert. Anschließend wurden alle – beteiligten Feuerwehrmänner selbst mit Messgeräten untersucht und die vorher ausgegebenen Dosimeter einer Auswertung unterzogen.
Radioaktive Quellen gibt es in einigen, Bereichen der Industrie, zum Beispiel bei verschleiß- und berührungslosen Dickenmessungen und bei der Prüfung von Schweißnähten. In Krankenhäusern wird Radioaktivität bei der Untersuchung von Schilddrüsen verwendet, allerdings sind diese nicht nur schwachstrahlend, sondern besitzen zudem eine geringe Halbwertzeit. “Auch wenn wir bislang noch nie einen richtigen Einsatz auf diesem Gebiet hatten”, so Jörg Kelle von der Halberstädter Feuerwehr, “müssen wir auch hier für einen Ernstfall ausgebildet sein. Zwar wissen wir, dass Strahlenschutzeinsätze selten vorkommen. Trotzdem dürfen wir das Training auf diesem Gebiet nicht vernachlässigen.”
Er weiß auch, dass die Feuerwehr mit ihrem ABC-Fahrzeug im Jahr 2005 im Landkreis Strahlungswerte im “Friedensfall” gemessen hat, um bei einer Lage Vergleichswerte zu haben. Das sei nicht außergewöhnlich.
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