Kellerbrand in der Halberstädter Erich Weinert Straße

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15.12.2004

Dicker Qualm empfing die Feuerwehrleute gestern kurz nach Mitternacht. In der Erich-Weinert-Straße 12 brannten mehrere Keller. Vier Anwohner mussten mit Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Im Laufe des Tages fand die Spurensicherung der Polizei heraus: Es war Brandstiftung.
Lautes Klopfen an der Wohnungstür weckte Sabine Wiedemann kurz nach Mitternacht. “Halten Sie Türen und Fenster verschlossen und bleiben Sie ruhig”, so die knappe Anweisung des Feuerwehrmanns von draußen. “Ätzender Gestank und Rauch im Treppenhaus, wir konnten nichts sehen”, erinnerte sich die Bewohnerin der vierten Etage. “Wir haben uns dann an die Anweisungen gehalten.”
21 Feuerwehrleute waren mit fünf Fahrzeugen vor Ort. Einsatzleiter Harald Böer sagte gestern Mittag: “Für viele der Mieter hat wegen der rauchdichten Türen keine Gefahr bestanden.” Andere hatten weniger Glück. Ein undichter Versorgungsschacht leitete den Rauch direkt aus dem Keller in ihre Wohnungen. Böer: “Zwei Mieter haben wir mit der Drehleiter evakuiert, einen aus der sechsten Etage. Durch das verqualmte Treppenhaus konnten sie nicht heraus.”

Nicht nur bei der Evakuierung machte der Rauch den Feuerwehrleuten zu schaffen. Der Einsatzleiter: “Wir haben im Keller eine Infra-Rot-Wärrnebildkamera eingesetzt, um überhaupt das Feuer zu finden.” Der dichte Qualm und die Dunkelheit hätten die Orientierung erschwert. “Mit einer Taschenlampe in den Qualm zu leuchten, ist in etwa so, als ob man im Nebel die Autoscheinwerfer aufblendet”, erklärte der Brandoberamtsrat. Als das Feuer lokalisiert war, sei alles ganz schnell gegangen: “Ein Rohr, tausend Liter Wasser und aus.” Große Hydrolüfter bliesen dann den Rauch aus Keller und Treppenhaus.
Am Vormittag übernahm die Kriminalpolizei das Kommando und suchte nach der Brandursache. “Die Kellerverschläge wurden aufgebrochen und in einem wurde mit einem Brandbeschleuniger das Feuer gelegt”, teilte Kriminalhauptkommissar Thomas Schöne am Nachmittag die Untersuchungsergebnisse mit.
Ein Umstand, der dem Hausmeister zu denken gibt: “Weder Haustür noch Kellereingangstür sind aufgebrochen worden”, sagte er. Die Ermittlungen werden fortgesetzt. Den Sachschaden schätzt die Feuerwehr auf 10 000 Euro.
Dass die Polizei herausbekommt, wer das Feuer gelegt hat, hoffen vor allem die vier Mieter, die mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins St.-Salvator-Krankenhaus eingeliefert wurden. Wie es aus dem Krankenhaus hieß, waren sie alle gestern Nachmittag außer Lebensgefahr. Einer der vier sorgte aber noch in der Nacht im Krankenhaus für einen gehörigen Schreck: Bei der Evakuierung habe er vergessen, das Essen vom Herd zu nehmen und diesen auszumachen. Daraufhin fuhr ein Sanitäter mit seinem Wohnungsschlüssel zurück in die Erich-WeinertStraße. Die Feuerwehrleute, die noch vor Ort waren, schalteten gegen 2.15 Uhr den Herd ab. 


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  • Rene Voigt reparierte am Nachmittag im Keller die verschmorten Kabel. Rings um ihn herrschte das Chaos.brFoto: Volksstimme
  • Oberbrandmeister Frank Hoffmann zeigt die Wärmebildkamera, die die Feuerwehrleute durch den Rauch zum Brand führte.brFoto: Volksstimme
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