26.02.2002
Während am Dienstagabend an der Nordsee und auf dem Brocken ein Orkan mit Windspitzen von 180 Stunden pro Kilometer tobte, riss eine Sirene die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Halberstadt sowie der Hauptberuflichen Wachbereitschaft aus ihrem üblichen “Diensttrott”. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Einsatzfahrzeuge startklar gemacht und besetzt. Mit Martinshorn und Blaulicht ging es dann in Richtung Kläranlage Halberstadt. Allerdings nicht um mögliche Sturmschäden zu beheben, die gab es an diesem Abend in der Kreisstadt nicht. Punkt 19 Uhr hatte die Feuerwache von dort einen Hilferuf erhalten. An einem Faulgasbehälter hatte sich ein schwerer Unfall mit Schwefelwasserstoff, der giftig und explosiv ist, ereignet. In diesem Behälter wird aus Klärschlamm Methan produziert, dass das Entsorgungsunternehmen zur Energieerzeugung nutzt. Zwei Beschäftigte der Abwassergesellschaft Halberstadt wurden danach als vermisst gemeldet. Einsatzleiter Harald Böer, der auch Chef der Halberstädter Feuerwehr ist, koordinierte vor Ort den Einsatz der Rettungskräfte. Nach Feststellung der Lage, wurden umgehend zwei Einsatzgruppen gebildet. Scheinwerfer und vorüberziehende Nebelschwaden hüllten den Einsatzort in eine gespenstische Situation. Die erste Gruppe brachte mit Hilfe einer Drehleiter zwischenzeitlich erst Material und Feuerwehrleute auf den etwa 10 Meter hohen Faulgasbehälter. Dort wurde eine der verletzten Personen schnell von den unter schweren Atemschutzgeräten vorgehenden Feuerwehrmännern ausfindig gemacht. Der Mann konnte mit einer Trage, die am Korb der Drehleiter befestigt wurde, aus luftiger Höhe geborgen werden. Etwa gleichzeitig rüstete sich die zweite Gruppe, um in einem Revisionsschacht des Faulgasbehälters nach der zweiten vermissten Person zu suchen. Dies geschah unter schwierigsten Bedingungen. Der Schacht war vernebelt und dunkel. Auch diese Feuerwehrmänner mussten ihren Rettungsversuch unter schwerem Atemschutzgerät starten. Auch sie wurden kurze Zeit später fündig und bargen den Mann. Mit Hilfe eines Hydrolüfters, der Luft mit Wasser verwirbelt, schafften es die Einsatzkräfte, den Eingangsbereich des Revisionsschachtes von den giftigen Gasen zu befreien. Ein so genannter heißer Einsatz war dies allerdings nicht. Mehrmals im Jahr übt die Halberstädter Feuerwehr den Einsatz unter verschiedensten Aspekten, um auf alle Situationen möglichst gut vorbereitet zu sein. Dazu zählte auch der Einsatz am Dienstagabend auf dem Gelände des Halberstädter Klärwerkes. Insgesamt kamen dort drei Löschfahrzeuge und eine Drehleiter sowie 25 Feuerwehrmänner zum Einsatz, die ihre Aufgabe gut lösten, wie Harald Böer berichtete. Er bedankte sich für die Unterstützung der Abwassergesellschaft Halberstadt. Das Entsorgungsunternehmen stellte nicht nur das Betriebsgelände und die modernen Kläreinrichtungen für die Übung zu Verfügung, sondern auch die “verletzten” Personen.
Zum Vergrößern auf die Vorschaubilder klicken.