03.02.2016
Akut ist der Personalmangel bei der Feuerwehr Halberstadt, warnt Jörg Kelle, Abteilungsleiter Feuerwehr der Stadtverwaltung Halberstadt, beim Bilanz-Gespräch für 2015. Allein die Ortswehr Halberstadt verzeichnet seit 2010 einen Rückgang um 30 Prozent, mit den Ortswehren sind es 25 Prozent. Die Konsequenz: Manche Ortswehr ist nicht rund um die Uhr einsatzbereit, betont der Brandamtsrat im Volksstimme-Gespräch.
Es sei einmalig, dass eine Pflichtaufgabe der Stadt zu 80 Prozent mit Ehrenamtlern abgesichert wird. In den insgesamt acht Ortswehren der Kreisstadt kümmern sich 155 ehrenamtlich tätige Feuerwehrmänner um die Gewährleistung des Brandschutzes, technische Hilfeleistungen und viele andere Aufgabenfelder. 24 Mitarbeiter zählt die hauptberufliche Wachbereitschaft in der Feuerwehrwache am Breiten Tor. Jeweils fünf Hauptberufler sind dort im Schichtbetrieb im Dienst. „Trotz des Personalmangels ist die Einsatzbereitschaft derzeit im Verbund mit den anderen Wehren gesichert“, unterstreicht Jörg Kelle.
Ein Fakt, der vor dem Hintergrund steigender Einsatzzahlen, das Engagement der Ortswehr-Mitglieder verdeutlicht. Im zurückliegenden Jahr rückte die Feuerwehr zu 1136 Einsätzen aus ( 2013 waren es 782, 2014 bereits 994). Ein Anstieg zum Vorjahr um 13 Prozent, berichtet Jörg Kelle. 4408 Stunden waren Ehrenamtler und Hauptberufler unterwegs, um unter anderem 95 Personen aus Notlagen zu befreien, nach Verkehrsunfällen zu helfen, zu 54 Umwelteinsätzen auszurücken und in 111 Fällen Fundtiere in die Fundtierunterkunft zu bringen. „Technische Hilfeleistungen machen mittlerweile das Gros der Feuerwehrarbeit aus“, stellt Jörg Kelle fest. Das Löschen von Bränden beschäftigt die Wehr nur noch zu etwa zehn Prozent. 2015 waren 121 große, mittlere und kleine Brände zu löschen.
Die Beanspruchung durch die Zast sei für die Feuerwehr 2015 ein massives Problem gewesen. 45 Einsätze haben die Kräfte dort gebunden, weil Meldetechnik und Feuerlöscher in der Einrichtung zerstört oder von den Wänden gerissen wurden, kritisiert Kelle. Durch die mutwilligen Zerstörungen sei Personal unnötig gebunden gewesen. 2014 hätten diese Einsätze Kosten in Höhe von 65 000 Euro verschlungen. Für das vergangene Jahr seien die Kosten fast identisch. „Wir haben das Innenministerium angeschrieben und auf das Problem aufmerksam gemacht. Echte Hilfe hat es nicht gegeben“, sagt der Brandamtsrat.
Für überflüssigen Stress haben auch die automatischen Brandmeldeanlagen im Stadtgebiet gesorgt, die 81 Fehlalarme ausgelöst haben. „Jeder wird wie ein normaler Brandalarm aufgenommen, der Feuerwehrleute und Technik beschäftigt“, erklärt Jörg Kelle.
Den Schutz der Bürger lässt sich die Stadt Halberstadt etwas kosten. 1,2 Millionen Euro laufende Kosten pro Jahr für den Unterhalt von acht Gebäuden und 26 Fahrzeugen. 525 000 Euro investierte die Kommune insgesamt. Darunter in den Kauf eines neuen Löschfahrzeugs für Halberstadt (370 000 Euro davon 125 000 Euro gefördert), die Ortswehr Ströbeck hat einen Mannschaftstransporter (35 000 Euro) erhalten, in Athenstedt ist eine Löschwasserzisterne gebaut worden (65 000 Euro), die Atemschutzträger haben für 45 000 Euro Bekleidung bekommen und die Ortswehr Aspenstedt eine neue Abgasanlage für 10 000 Euro.
Für 2016 sind im noch nicht bestätigten Bedarfsplan Investitionen von etwa 400 000 Euro geplant. Der Löwenanteil ist für die Errichtung von zwei Löschwasserzisternen im Schachdorf Ströbeck für 210 000 Euro, einen Einsatzleitwagen für 80 000 Euro und weitere Bekleidung für die Atemschutzträger für 45 000 Euro vorgesehen.
Quelle: Volksstimme
Die Brandbekämpfung macht mittlerweile nur noch zehn Prozent der
Feuerwehreinsätze in Halberstadt aus.
Archivfoto: Jörg Endries