03.06.2015
von Dennis Lotzmann
Quelle: Volksstimme
Nach dem neuerlichen Brandanschlag auf ein Mehrfamilienhaus in Halberstadt laufen die polizeilichen Ermittlungen auf Hochtouren. Parallel dazu reagiert die HaWoGe als Vermieter und Opfer der Brandstiftungsserie. Ab heute wird ein Schreiben an die Mieter verteilt.
In der Halberstädter Altstadt geht die Angst um: Wann wird er wieder zuschlagen? Wo wird er beim nächsten Mal zündeln? Und was können wir machen, um unser Haus sicherer zu machen? Fragen, die sich viele besorgte Halberstädter mit Blick auf die Serie von Brandstiftungen im Bereich der Altstadt stellen. Immer wieder waren dort in den vergangenen Monaten in Kellerräumen von Neubaublöcken zu nächtlicher Stunde Brände gelegt worden. Zuletzt in der Nacht zum Sonnabend im Johannesbrunnen 24. Die Ermittler der Polizei sind mit Hochdruck dabei, dem Brandstifter auf die Spur zu kommen. Gleichzeitig knüpft der Vermieter, die HaWoGe, zusammen mit Polizei und Feuerwehr daran, das Sicherheitsnetz engmaschiger zu machen.
“Wir sind dabei, mögliche Einfallstore zu schließen und so die Barrieren für Einbrecher und Brandstifter zu erhöhen”, so Geschäftsführerin Beate Grebe am Montag. Konkret sei vereinbart worden, schrittweise die Kellerfenster aller Blöcke in der Altstadt mittels speziell gelochten Blechen zu sichern. Damit sei die Luftzirkulation garantiert, es sei aber nicht mehr möglich, die Kellerfenster zu zerstören und Brandsätze ins Innere zu schleudern.
Ob der Täter auch in der Nacht zum Sonnabend gegen 0.45 Uhr so vorging, ist unklar. Polizeisprecher Uwe Becker hielt sich bedeckt: “Wir haben bei unseren Ermittlungen vor Ort Spuren sichern können – zum möglichen Tatablauf selbst geben wir aber keine Auskunft”, so der Hauptkommissar auf Anfrage.
Fest steht jedoch: Wieder einmal brannte es im Keller eines Mehrfamilienhauses. Wieder einmal wurden die ahnungslosen Mieter jäh aus dem Schlaf gerissen, nachdem das Feuer bemerkt worden war. Wieder einmal nahmen der oder die Täter billigend in Kauf, dass wehrlose Menschen zu Schaden kommen.
Letzteres, die Sicherheit für die Mieter, steht für HaWoGe-Chefin Grebe im Mittelpunkt. “Die Sicherheit der Häuser und damit unserer Mieter ist ein Aspekt, das optimale Verhalten der Bewohner in solchen Notfällen der andere”, betont Beate Grebe. Offenkundige Irritationen beim jüngsten Brand nimmt die Geschäftsführerin nun zum Anlass, direkt auf die Mieter zuzugehen.
“Das Gefährliche ist vor allem der Qualm im Treppenhaus. Wir wollten über das richtige Verhalten bei solchen Bränden zunächst in unserer Kundenzeitung informieren. Bis zum nächsten Erscheinungstermin dauert es uns aber zu lange. Deshalb”, so Beate Grebe, “werden die Kundenbetreuer ab Dienstag persönlich Info-Schreiben verteilen”.
Beim Verfassen jener Info-Briefe hat sich die HaWoGe-Chefetage mit der Feuerwehr kurzgeschlossen. Ebenso wie Beate Grebe betonen auch Jörg Kelle und Ingo Wetzel von der Feuerwehr einen Punkt immer wieder: “Auch bei einem Brand stets die Ruhe bewahren.”
Es sei in Mehrgeschossern wichtig, die Tür zum Treppenhaus nur vorsichtig zu öffnen und keineswegs blind hinaus und geradewegs in die hochgiftige Rauchwolke hinein zu stürzen. “Ist das Treppenhaus verqualmt, die Tür sofort wieder schließen und alle Schlitze mit feuchten Lappen oder Handtüchern abdichten”, sagt Brandoberinspektor Ingo Wetzel. Danach sollten die Mieter am Fenster auf die Feuerwehr warten und deren Anweisung genau folgen.
“Wir haben solche Kellerbrände allgemein rasch unter Kontrolle und können die Treppenhäuser mit unserer Technik schnell belüften”, so Wetzel. Anschließend könnten die Mieter ihre Wohnungen verlassen. “Notfalls haben wir Fluchthauben zur Hand, um Anwohner bei einer Evakuierung zu schützen”, berichtet Ingo Wetzel.
Die Hinweise zum optimalen Verhalten bei Bränden sind nur zweite Wahl. Alle Beteiligten, insbesondere die Polizei, würden den Täter lieber heute als morgen hinter Schloss und Riegel sehen. Mittlerweile ermitteln wegen der Serientaten – zuletzt hatte es am 26. April in Kellern in der Taubenstraße gebrannt – auch Beamte der Polizeidirektion Magdeburg. “Wir haben einige Spuren, hoffen aber auch auf Hinweise von Zeugen”, betont Polizeisprecher Uwe Becker. “Brandstifter halten sich oft in Tatortnähe auf – hier sind Beobachtungen wichtig”, ergänzt Kripochef Eckhard Gluschke.
Derweil setzt die HaWoGe ihre Sicherheitsstrategie fort. Neben den Kellerfenstern würden auch die Hauseingangstüren unter die Lupe genommen und bei Bedarf nachgerüstet oder ersetzt, sagt Beate Grebe.
Hinweise bitte unter Telefon (0 39 41) 67 41 93