23.04.2015
Akribisch hatte Ingo Wetzel aufgelistet, warum die Feuerwehren der Stadt neue Einsatzkleidung brauchen. Feuerwehrchef Jörg Kelle überließ am Dienstag seinem Stellvertreter die Erläuterungen im Ordnungsausschuss. 90 neue Jacken und Hosen sollen noch in diesem Jahr bestellt werden, weil die bisherige, zumeist 15 Jahre alte Einsatzkleidung nur noch den Mindestanforderungen gerecht wird.
Wichtig sei zunächst, die Atemschutzgeräteträger mit neuer Bekleidung auszustatten, denn die seien am dichtesten am Feuer. Und die alte Kleidung schütze nicht ausreichend, wie ein Test ergeben habe. Die Halberstädter hatten eine bisher genutzte Jacke und Hose in ein Labor geschickt, um genaue Aussagen treffen zu können. Bei diesem ThermoMan-Test wird einer Puppe, die mit Sensoren bestückt ist, die zu testende Kleidung angelegt, dann wird sie von allen Seiten gleichzeitig für acht Sekunden “befeuert”. Solch ein Szenario, dass ein Aktiver tatsächlich komplett von Flammen eingeschlossen wird, sei durchaus realistisch, sagte Wetzel. “Wenn es zu einem sogenannten Flashover kommt, brennt im wahrsten Sinne des Wortes die Luft. Da können acht Sekunden eine Ewigkeit sein.”
Der Standardtest zeigte: die bisherige Schutzkleidung hält den Flammen nicht genug stand. Schulter und Rücken würden bei einem Menschen zum Teil Verbrennungen dritten Grades aufweisen. “Damit würde der Kamerad nicht nur extreme Schmerzen und Hauttransplantationen ertragen müssen, sondern auch für den weiteren aktiven Dienst nicht mehr zur Verfügung stehen können”, sagte Wetzel.
Er erläuterte den Abgeordneten, dass die Temperaturen bei Wohnungsbränden in den vergangenen Jahren gestiegen seien, da die Einrichtungen mehr und mehr Kunststoffe enthalten, die bei sehr hohen Temperaturen verbrennen.
Die Ersatzbeschaffung wird teuer, auch das erläuterte Wetzel. Rund 87 000 Euro müssten dafür eingeplant werden. Wobei man die Summe auf zwei Jahre aufteilen würde, die Anschaffung aber – wenn sie denn vom Stadtrat genehmigt würde – auf einmal erfolge. Zu dieser Trennung von Lieferung und Rechnungslegung seien die angefragten Hersteller und Händler bereit, so Wetzel. Der Auftrag selbst würde ausgeschrieben.
In der Diskussion regten die Ausschussmitglieder an, die Einsatzkleidung vor dem Erwerb in den freiwilligen Wehren vorzustellen. Rund 60 Kameraden würden dort von dem Austausch profitieren sowie alle 23 hauptberuflichen Feuerwehrleute. Sieben Anzüge sollen als Reserve dienen, da die Zahl der Atemschutzgeräteträger in den Ortswehren schwanke.
Der Ordnungsausschuss empfahl dem Stadtrat einstimmig, diesem Antrag stattzugeben.