02.04.2015
von Jörg Endries, Sabine Scholz und Jörn Wegner
Eine Spur der Verwüstung hat Sturm “Niklas” in Halberstadt hinterlassen. Zahlreiche Bäume stürzten um und richteten teils große Schäden an. Menschen sind nicht verletzt worden.
An vielen Stellen in der Stadt signalisiert rot-weißes Flatterband: “Achtung!” Teile von Gehwegen sind gesperrt, zwingen Passanten auf die andere Straßenseite und bringen sie so aus Gefahrenbereichen heraus. Zumeist waren es die Halberstädter Feuerwehrleute, die die Bänder angebracht haben, denn die Sturmböen haben in Halberstadt auf vielen Dächern Ziegel gelöst, Bäume regelrecht aus dem Erdboden herausgedreht und große Äste auf Gehwege, Straßen und in Gehege im Tiergarten stürzen lassen.
Für besondere Bestürzung sorgte ein Schaden, der in den Spiegelsbergen entstanden ist. Das erst im vergangenen Jahr fertig sanierte Mausoleum des Parkgründers, des Freiherren von Spiegel, ist von einem umgestürzten Baum schwer beschädigt worden.
Das Spiegelmausoleum im Landschaftspark Spiegelsberge, das Ende des 18. Jahrhunderts von Ernst Ludwig Christoph Freiherr von Spiegel zum Desenberg als letzte Ruhestätte errichtet worden war, wurde von einem umstürzenden Baum beschädigt. Teile der Einzäunung sind total zerstört worden. Das Mausoleumgebäude selbst ist am Dach beschädigt worden. “Ein Stein ist herausgebrochen”, berichtete Roswitha Hutfilz vom Verein Halberstädter Berge. “Das ist deprimierend”, sagte die Vereinssprecherin. Sie schätzt den Schaden an dem Denkmal auf etwa 8000 bis 10 000 Euro. Für die Arbeit der engagierten Mitglieder des Vereins Halberstädter Berge sei das ein herber Rückschlag. 14 000 Euro an Spenden haben sie für die Sanierung in nur drei Jahren zusammengetragen. Erst Anfang Juli 2014 ist die Sanierung des Mausoleums beendet worden.
Spaß am Sturm hatten hingegen die Berberaffen im Tiergarten. Wie Zooinspektor Michael Bussenius gestern berichtete, hätten die Berberaffen bei den heftigen Sturmböen am Dienstagabend in den Baumwipfeln gesessen und das heftige Schaukeln sichtlich genossen. Schreck hingegen verursachte der Orkan beim Rotwild. Eine mächtige Kiefer stürzte auf die Umzäunung des Geheges und bot den Tieren damit Gelegenheit zur Flucht. Diese haben sie auch wahrgenommen, wie Michael Bussenius berichtete. Die meisten Tiere seien aber freiwillig wieder ins Gehege zurückgekehrt. Am Mittwoch beobachteten sie mit großem Interesse die Aufräumarbeiten an ihrem Gehege.
Sichtlich aufgeregt zeigte sich auch das Kamelfohlen “Leila”. Ein großer Ast war während des Sturms in die Kamel-Anlage gefallen. Während Stiefvater “Abdul” entspannt dabei zusah, wie Michael Bussenius mit seinen Kollegen den Ast zersägte, sprang das junge Kamel wild herum.
Während des Orkans war der Tiergarten geschlossen. Am Mittwoch herrschte aber wieder normaler Betrieb.
Die Feuerwehr Halberstadt war von Dienstagfrüh bis Mittwochmorgen 50 mal im Einsatz gewesen. Wie Feuerwehrchef Jörg Kelle auf Nachfrage informierte, waren es vor allem lose Dachziegel und umgestürzte Bäume, um die sich die Kameraden zu kümmern hatten. Ein besonderer Einsatz war der am Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in der Westerhäuser Straße. Dort ist das Dach des Internats großflächig heruntergeweht worden.
Im Einsatz waren von Dienstag bis Mittwochfrüh die Kameraden der hauptberuflichen Wachbereitschaft sowie Ortsfeuerwehren Halberstadt, Aspenstedt, Emersleben, Klein Quenstedt, Langenstein, Sargstedt und Ströbeck, wie Bodo Fuckert von der Wachbereitschaft informierte. Im Schachdorf war ein Baum auf die Dorfstraße gestürzt, in Halberstadts Hans-Neupert-Straße wurde die Straße teilweise durch Bäume und Äste versperrt. Am Lindenberg hatte es zahlreiche Bäume entwurzelt. In Sargstedt beschädigte ein Baum ein Dach massiv.
Im Dahlienweg Halberstadts drohte ein Baum eine Stromleitung zu kappen. Schäden gab es auch am Dach des Maschinenbaus in Halberstadt, das St.-Josef-Haus in der Alstadt war ebenfalls betroffen, wo zur Sicherheit auf Anraten der Feuerwehr Kinder und Eltern über den Seiteneingang geleitet wurden. Auch in der Beckerstraße, der Kurzen, der Magdeburger, der Wehrstedter, der Liebknecht-, der Luxemburg-, der Klusstraße mussten die Kameraden anrücken. “Im Lindenweg hatte sich ein Solarpaneel gelöst und Schäden am Dach verursacht”, sagte Fuckert. Auch an vielen anderen Stellen im Stadtgebiet mussten die Feuerwehrleute tätig werden.
In der Dienstberatung der Fachbereichsleiter dankte Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) am Mittwoch allen Feuerwehrleuten und den Mitarbeitern des stadteigenen Stadt- und Landschaftspflegebetriebs (Stala), die am Mittwoch rasch die Sturmschäden beseitigten. So waren umgestürzte Bäume sowie große Astabbrüche in der OdF-Straße, in der Dieselstraße, in der Grünanlage Gleimstraße, am Wasserturm in der Wernigeröder Straße, in der Plantage, Am Kloster, am Cecilienstift und in Emersleben in der Roten Föhr weggeräumt worden, berichtete Stadtsprecherin Ute Huch auf Nachfrage.
Die kleineren Astabbrüche werden in den kommenden Tagen weggeräumt. Auch die Dachdecker haben nach dem Sturm alle Hände voll zu tun. Unter anderem waren sie beireits am Mittwochmorgen am HaWoGe-Spielemagazin am Ebereschenhof im Einsatz, wo Sturmböen am Dienstagabend Firstziegel vom Dach geweht und einen Dachausstieg beschädigt hatten. “Die Feuerwehr sperrte einen Gehweg direkt vor dem Gebäude und wir haben die Besucher per Lautsprecherdurchsage darauf aufmerksam gemacht, beim Verlassen des Gebäudes vorsichtig zu sein. Jeder, der das Haus verließ, wurde dann auch nochmal persönlich angesprochen”, berichtete gestern HaWoGe-Geschäftsführerin Beate Grebe im Volksstimme-Gespräch. Auch sie bedankte sich bei den Feuerwehrleuten für deren rasches und umsichtiges Handeln.
Ansonsten habe sich der Schaden an Gebäuden der kommunalen Wohnungsgesellschaft in Grenzen gehalten. “Wir hatten ein paar lose Ziegel und Bleche, aber keine gravierende Schäden”, berichtete Regine Feuerbach vom Serviceteam der HaWoGe.
Quelle: Volksstimme
Das Mausoleum für Parkgründer Freiherr von Spiegel in den Spiegelsbergen ist in der Nacht zum Mittwoch von einem umstürzenden Baum schwer beschädigt worden. Foto: Gerald Eggert
Der jungen Kameldame Leila hatte der Orkan Abwechslung gebracht, für die Mitarbeiter des Tiergartens bedeutet der Tag danach vor allem viel Arbeit.
Foto: Jörn Wegner
Danke!
von Sabine Scholz
Angst und Bange konnte es einem werden bei diesem Sturm. Doch während die meisten von uns im Warmen saßen und den peitschenden Regen nur wahrnahmen, wenn eine der Böen mal wieder mit Orkanstärke durch die Stadt pfiff, mussten die Feuerwehrleute raus und anpacken, Bäume von den Straßen räumen, mit der Drehleiter rauf zu den Dächern und lose Ziegel sichern, Gehwege absperren. Egal, wie sehr der Regen ihnen ins Gesicht schlug – sie machten weiter. Bis in die Morgenstunden waren sie unterwegs, sägten und räumten. Es ist schon erschreckend, wie selbstverständlich uns dieser Einsatz erscheint, der doch zumeist ehrenamtlich erfolgt. An dieser Stelle deshalb ein Dankeschön an all jene, die sich die Nacht um die Ohren geschlagen haben, um für unsere Sicherheit zu sorgen.
Quelle: Volksstimme