06.10.2013
Bei einer Übung im Klärwerk Halberstadt haben die Mitglieder von sieben Ortsfeuerwehren in gemischten Trupps Personenrettung aus der Höhe und der Tiefe trainiert. Es ging um das Zusammenspiel und das Kennenlernen der Technik der anderen Feuerwehren.
Als früh am Morgen aus allen Himmelsrichtungen Feuerwehrautos auf das Halberstädter Klärwerk zurollten, geschah das ohne Blaulicht und Einsatzhorn und gänzlich ohne Eile. Denn es hatte keinen Alarm gegeben, sondern nur eine Einladung zum Ausbildungstag. Das Gelände der Abwassergesellschaft Halberstadt (AWH) bot mit seinem Faulturm und unterirdischen Gangsystemen die optimalen Voraussetzungen, um unter möglichst realen Bedingungen zu trainieren.
Stadtwehrleiter Harald Böer und der Halberstädter Ortswehrleiter Thomas Dittmer machten die rund 50 Frauen und Männer der Ortswehren Aspenstedt, Athenstedt, Emersleben, Halberstadt, Klein Quenstedt sowie Langenstein und Sargstedt mit Übungsinhalt und Ablaufplan vertraut. “Es geht nicht allein darum, dass wir uns gegenseitig noch besser kennenlernen, sondern dass wir das Zusammenwirken üben und uns dabei mit der Technik der anderen Ortswehren vertraut machen”, betonte Böer vor den versammelten Truppen.
Eine solche Ausbildung unter einsatznahen Voraussetzungen diene außerdem dazu, Stärken und Schwächen zu erkennen. Optimal sei es, wenn die Einsatzkräfte drei gemischte Gruppen bilden.
Die Einteilung der Gruppen für den Stationsbetrieb sowie den Angriffs-, Wasser- und Schlauchtrupps nahm Thomas Dittmer vor. “Wenn mal etwas schief gehen sollte, ist das kein Beinbruch”, sagte er, “schließlich ist es eine Ausbildung, die auf euren Wunsch zustande kam, um Neues kennenzulernen und das Zusammenspiel zu üben”. Am Trainingsschacht der AWH ging es um wiederkehrende Handlungen beim Retten und Selbstretten.
Geübt wurden das Anlegen des Sicherheitsgeschirrs und gebräuchliche Knoten, die jeder Feuerwehrmann kennen und können sollte. Danach wurden die Retter mithilfe einer am Dreibein befestigten Rollgliss-Handseilwinde in den Schacht abgeseilt, um eine verletzte Person zu befreien. Mit Tipps und Ratschlägen wurden die ehrenamtlich tätigen Retter von Kräften der hauptberuflichen Wachbereitschaft unterstützt.
Im unterirdischen Pumpenbauwerk galten zwei Personen als vermisst. Aus der Einstiegsluke drang Rauch, als die Mannschaft eintraf. Der Gruppenführer gab den Befehl zur Rettung. Die Atemschutzgeräteträger des Angriffstrupps legten ihre Ausrüstung an, der Wassertrupp stellte die Wasserversorgung sicher und der Schlauchtrupp bereitete die Geräte für den Angriffstrupp vor. Harald Böer beobachtete das Geschehen und wertete die Handlungen aus. Thomas Dittmer verschaffte sich derweil auf dem 14 Meter hohen Faulbehälter einen Überblick. An dieser Station wurden fiktiv zwei Verletzte und Explosionsgefahr angenommen. Ein Trupp arbeitete sich im angrenzende Faulturm, vor, verlegte Schläuche und rettetete eine Person mit einer Schleifkorbtrage über das Treppenhaus.
Der zweite Verletzte wurde mit Hilfe des neuen Hubrettungsfahrzeugs vom Behälter geholt. Dabei kam den Einsatzkräften der am Ende der Drehleiter befindliche Knickarm mit dem Korb zu Nutze. Auf der daran befestigten Krankentrage konnte der Verunfallte in Sicherheit gebracht werden.
“Die Trupps haben entsprechend der Aufgabenstellung gehandelt. Menschenrettung und Brandbekämpfung haben gut funktioniert, auch Funkverkehr zum Gruppenführer entsprach durchgehend den Anforderungen”, wertete Thomas Dittmer. Kritik übte er an der Atemschutzüberwachung. Diese müsse im Interesse der Sicherheit aller Kräfte verbessert werden.
Ansonsten äußerten sich er und Harald Böer zufrieden über die Ergebnisse des Ausbildungstages. “Wir üben für Fall X, der hoffentlich nie eintritt”, sagte Böer, “aber man kann und muss sich auf so etwas vorbereiten. Deshalb werden solche Übungen immer wieder notwendig.” Im Ernstfall müsse jeder Schritt und jeder Handgriff sitzen.
Quelle: Volksstimme
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