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Staatsschützer ermitteln nach Brandanschlagsserie auf Gerichte

09.07.2013

Nach der Serie von Brandanschlägen auf öffentliche Einrichtungen in Sachsen-Anhalt hat die Staatsschutzabteilung der Polizeidirektion Nord in Magdeburg die Ermittlungen übernommen. “Wir konzentrieren uns unter anderem auf die Fahndung nach einem Mann, der in der Nacht zum Sonntag einen Brandanschlag auf das Amtsgericht Halberstadt verübt hat”, sagte der Sprecher des Polizeireviers Harz, Peter Pogunke. Zudem würden Parallelen zu anderen Brandanschlägen geprüft. Aktuell sehen die Ermittler Verbindungen zwischen insgesamt vier Fällen.
Neben besagtem Anschlag, bei dem am Sonnabend gegen 23.25 Uhr ein Mann drei Brandsätze gegen die Fassade des Justizgebäudes in Halberstadt geschleudert und in einem Verhandlungssaal ein Feuer entfacht hatte, gebe es weitere Tatorte in Aschersleben, Quedlinburg und wahrscheinlich auch in Hettstedt, sagte Polizeirat Pogunke.
Auftakt der Serie sei ein Anschlag auf das Amtsgericht in Aschersleben gewesen. Dabei war in der Nacht zum Donnerstag kurz vor drei Uhr die Eingangstür von den Flammen massiv beschädigt worden. Spuren vor Ort hätten den Verdacht auf Brandstiftung untermauert, hieß es.
Bereits in der Folgenacht brannten Teile der Fassade der Agentur für Arbeit in Quedlinburg. “Hier wurden neben einer brennbaren Substanz auch Glassplitter gefunden, so dass wir davon ausgehen, dass Molotow-Cocktails gegen die Fassade geworden wurden”, so Pogunke. Dabei sei ein Fenster beschädigt worden.
Von diesem Tatmuster gehen die Ermittler auch in Halberstadt aus. Hier warf der Täter mindestens drei Brandsätze an die Fassade. Zwei verfehlten die Fenster des Sitzungssaals in der ersten Etage, ein dritter landete im Zivilgerichtssaal im Erdgeschoss und setzte dort einen Teppich und einen Stuhl in Brand.
“Wir hatten riesengroßes Glück”, sagte Gerichtsdirektor Frithjof Büttner mit Blick auf die großflächige hölzerne Täfelung im 102 Jahre alten Verhandlungssaal. Da die Teppiche bewusst aus schwer entflammbarem Material gefertigt seien, hätten sich die Flammen bis zum Eintreffen der Feuerwehr kaum ausbreiten können. “Nicht auszudenken, wenn die Holzverkleidung oder gar die Deckenbalken in Brand geraten wären”, so der Chef der 50 Justizmitarbeiter. So müssten nun wahrscheinlich nur die beschädigten Teile ersetzt und der Raum gründlich von den Rußteilen befreit werden.
Die Polizei sieht die Fälle politisch motiviert und hat die Ermittlungen der Staatsschutzabteilung übertragen. Das gilt auch für den vierten Anschlag auf eine Bankfiliale in Hettstedt in der Nacht zum Freitag. Der Schutz öffentlicher Gebäude soll verstärkt werden. In Halberstadt ist der Täter am Sonnabend von Zeugen beobachtet worden. Er soll 170 bis 180 Zentimeter groß sein, kurze Haare oder eine Glatze besitzen und zum Tatzeitpunkt eine helle Bekleidung getragen haben.
Hinweise bitte an die Polizei unter Telefon (0391) 5 46 10 91.

Die Folgen des Brandes im Zivilsaal des Halberstädter Gerichtes (Bild links). An der Fassade sind die Brandspuren sichtbar

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