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Lernen, Üben, Prüfen, Warten – Alltag bei der hauptberuflichen Wachbereitschaft

08.05.2013

Von Sabine ScholzDie Feuerwehr rückt immer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, wenn es irgendwo einen Brand zu löschen gibt. Doch was tun die Wehrleute derWachbereitschaft, wenn es nicht gerade brennt. 6.30 Uhr, Schichtwechsel. In der Fahrzeughalle stehen sich die Männer gegenüber, unter den wachsamen Augen von Feuerwehrchef Jörg Kelle ist Dienstübergabe. Diesmal war es ruhig, die fünf Männer der neuen 24-Stunden-Schicht unter Leitung von Thomas Käsebier gehen nach Dienstplan vor.Minuten später wuseln die Männer um die Einsatzfahrzeuge herum. Kontrollieren, ob die Ausrüstung komplett vorhanden ist – vom Hammer bis zum Atemschutzgerät, das an den Sitzen lehnt. Im Ernstfall schlüpfen sie in Sekundenschnelle in die Schutzmontur, springen in die Wagen, schnallen sich dort die Pressluftflaschen um. “Das spart einfach Zeit”, sagt Candy Eitz. Überall werden Schubladen aufgezogen, Knöpfe gedrückt, Protokolle ausgefüllt. Dann ist Frühstück, Zeit auch für ein paar private Worte, ehe es wieder dienstlich wird, auch im Ton.
8 Uhr, Ausbildungszeit. In Theorie und Praxis geht es darum, wie man am effektivsten verqualmte Wohnungen und Treppenhäuser entlüftet. Rauchgase enthalten giftige Stoffe, die Gefahr für Bewohner und Einsatzkräfte ist meist unsichtbar, aber real. Im Einsatz müssen sie – wie es zwölf Stunden später die freiwilligen Kameraden beim Übungsabend tun werden – das Vorgehen in total verqualmten Räumen beherrschen. Wenn man sich nur noch kriechend vorwärtsbewegen kann, die Sicht gleich null ist, die Sicherung der Kameraden ebenso wichtig ist wie die Suche nach eingeschlossenen Personen oder dem Brandherd, ist Konzentration gefragt. Da muss jeder Handgriff sitzen. Es geht immer um Sekunden.
Auch die Entlüftung muss klappen, wobei eine Menge Details zu bachten sind. Jeden Tag ist ein anderes Thema Schwerpunkt, mit regelmäßigen Wiederholungen. Bevor es ans praktische Üben geht, wird über die Hochschulgebäude geredet. Wo sind ,die Fluchtwege, wo die Hydranten, welche Besonderheiten sind zu beachten – zum Beispiel in den Computerräumen. “Wir haben zwar in den öffentlichen Gebäuden sogenannte Laufkarten, aber wir versuchen trotzdem, möglichst viele Gebäudepläne im Kopf zu haben.
Das erleichtert den Ablauf bei einem Einsatz vor Ort”, erklärt Bodo Fuckert. Der Blick in den Kartenschrank verrät, wie umfangreich die Sammlung
ist – da geht es um Schulen, Kindergärten, Firmen mit besonderen Werkstoffen, Theater, Kino, Sporthallen, Supermärkte, Wohnhäuser. Nach der Ausbildung geht es in die Werkstattbereiche und Frank Poerschke empfängt mal wieder eine Kindergartengruppe, um die Feuerwehrarbeit zu
erklären. Das begeisterte Rufen und Lachen der Kinder füllt die Fahrzeughalle. Der Brandschutzexperte ist nach der kurzen Mittagspause in der Stadt unterwegs. Für ein Bauvorhaben muss er prüfen, ob die Hydranten in Baustellennähe ausreichend Wasser liefern, wenn es dort zum Brandfall kommen sollte. Bevor solche Fragen nicht geklärt sind, gibt es keine Baugenehmigung. Die Gesetzes-Vorgaben sind umfangreich, die Stellungnahmen der Wehr erfordern viel Arbeit – Besuch vor Ort, Prüfen der Löschwasserversorgung, der Fluchtwege – und alles dokumentieren.
Während Sven Gerecke los muss, um einen Tierkadaver in Emersleben von der Straße zu holen und zum “Kadavercontainer“ zu bringen, steht
Thomas Käsebier im Raum mit der Funktechnik an seinem Arbeitsplatz. Sorgfältig kontrolliert er die Sprechgeräte, einzelne müssen repariert werden. Noch kann vieles selbst erledigt werden, doch die Technik schreitet voran. Mit den Digitalfunkgeräten wird manches nicht mehr in Eigenregie zu machen sein, was heißt, es entstehen neue Kosten. Die Ausgaben der Stadt zu senken, auch dazu tragen die Männer der Wachbereitschaft bei. Sie kontrollieren die Leitern in öffentliche Gebäuden auf die Standsicherheit, prüfen die Feuerlöscher, kontrollieren, ob alle vorhanden und einsatzbereit sind, tauschen aus, arbeiten auf. Weil die Angabe in einem Protokoll fehlerhaft ist, fährt Sven Gerecke in zwei
Kindergärten – Feuerlöscher sind da, nur halt die jeweiligen Inventarnummern sind vertauscht worden. Zurück in seiner Werkstatt, baut er Feuerlöscher verschiedener Hersteller auseinander, kontrolliert die CO2-Patronen, füllt frisches Löschmittel auf.
An anderen Tagen ist auch die Runde zu den Parkscheinautomaten dran, die die Männer der Wehr leeren. Auch die Hydrantenkontrolle gehört
zum Arbeitsalltag, genauso wie die Wartung der Fahrzeuge, die Erledigung kleinerer Reparaturen. Marcel Weiß ist vom Fach. Bevor er hauptberuflich Feuerwehrmann wurde, hat er Fahrzeugmechaniker gelernt. Während Candy Eitz die Atemschutzgeräte und Masken überprüft, legt Andreas Dietrich die Wäsche im Nebenraum zusammen. Auch das ist Feuerwehralltag.
18.30 Uhr, Dienstschluss, die Bereitschaftszeit beginnt. Zwei der Männer verschwinden im Sportraum. Die anderen fachsimpeln mit den Kollegen der freiwilligen Wehr, die heute Dienstabend haben.
Als die Nacht hereinbricht, geht‘s zu Bett. “Nicht schlafen”, sagt Candy Eitz grinsend, “ein Feuerwehrmann schläft nicht, er ruht nur”. Schließlich kann jederzeit der Alarm durch die Wache schrillen. Quelle: Volksstimme


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  • Alltag bei der Feuerwehr bedeutet auch Ausbildung. Nach einer Theoriestunde wird mit dem Typhoon das Entlüften von Treppenhäusern geübt. Das Gebläse drückt nicht nur den Rauch aus den Häusern, sondern es hilft auch, die Hitzeentwicklung zu dämpfen.brFoto: S. ScholzbrQuelle: Volksstimme
  • Bodo Fuckert kontrolliert, wieviel Wasser Hydranten in einem bestimmten Zeitraum zur Verfügung stellen können.brFoto: S. ScholzbrQuelle: Volksstimme
  • Candy Eitz prüft die Druckluft-AtemgerätebrFoto: S. ScholzbrQuelle: Volksstimme
  • Die Feuerlöscher der Stadt wartet Sven Gerecke.brFoto: S. ScholzbrQuelle: Volksstimme
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