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Rückblick auf das Jahr 2012 in einem RFH-Mitschnitt und als Volksstimme-Beitrag

01.02.2013

Fast 100 Einsätze weniger als 2011 weist die Bilanz der Halberstädter Feuerwehr für das Iahr 2012 aus. Dieser positiven Entwicklung steht ein Negativtrend in der Personalentwicklung gegenüber.

Als ein “eher durchschnittliches Jahr” hat Brandamtsrat Jörg Kelle das Jahr 2012 bezeichnet. Der Halberstädter Feuerwehrchef listet 847 Einsätze auf. Im Jahr zuvor sind es noch 930 gewesen, davon 115 Brände unterschiedlicher Stärke. “Wir sind zu 134 Bränden ausgerückt, darunter acht Großbrände”, sagt Kelle und erinnert an zwei Einsätze mit großem personellen und technischen Aufwand.
Neben dem Großbrand Mitte August, der die Lagerhalle einer Medizinfirma vernichtete und 150 Feuerwehrleute band, war es das Feuer im Pfarrhaus der Liebfrauengemeinde am Domplatz, der den Kameraden besonders in Erinnerung blieb. Zu den Löscharbeiten rückten neben den Kameraden der hauptberuflichen Wachbereitschaft auch die freiwilligen Feuerwehrleute aus Halberstadt und den Ortsteilen aus. Unterstützung bekamen sie zudem aus Blankenburg und Quedlinburg. “Weil unsere Drehleiter gerade repariert wurde, waren wir ohnehin auf auswärtige Hilfe angewiesen”, erklärte Kelle.
Ein großes Lob habe er noch heute im Ohr, erinnerte sich Jörg Kelle: “Betroffene haben mir hinterher gesagt, sie hätten gemeint, die Einsatzkräfte gehörten zu einer Wehr, weil die Zusammenarbeit so funktionierte, als sei alles aus einem Guss. Das hat uns sehr gefreut.”
Neben den Brandeinsätzen wurde zu 556 Hilfeleistungen ausgerückt, darunter zu einem Unfall Ende Juni auf der B 81 mit einem Toten und zwei Schwerverletzten. Dieser Einsatz zähle zu jenen, die Spuren bei seinen Leuten hinterlassen. “Wer denkt, ein Feuerwehrmann steckt das alles so weg, der irrt. Wir sind auch nur Menschen, erleben so etwas wie jeder andere auch.” Aus diesem Grund werde Versucht, bei solchen Einsätzen möglichst wenig Kameraden mit den schrecklichen Bildern zu konfrontieren und eher auf Profis zurückzugreifen. Mit einem Kriseninterventionsteam (KIT) habe man bei der psychologischen Vorbereitung und der Begleitung in Krisen gute Erfahrungen gemacht.
Die Angehörigen aller Ortsfeuerwehren sowie der Hauptberuflichen Wachbereitschaft waren insgesamt 3568 Stunden im Einsatz. Bei den Bränden blieben dank des schnellen Eingreifens Sachwerte in Höhe von über 2 Millionen Euro erhalten. Dem steht ein Brand schaden von rund 1,4 Millionen Euro gegenüber. 23 Personen wurden gerettet. “Es gab keine Brandtoten und keine ernsthaft verletzten Kameraden”, fügt Kelle hinzu.
Wenn man all diese Zahlen betrachte, dürfe man nicht vergessen, dass dahinter Menschen stehen. Die 21 Profifeuerwehrmänner der Hauptberuflichen Wachbereitschaft wachen als sogenannte schnelle Eingreiftruppe rund um die Uhr über die Sicherheit der Bürger und decken die sogenannten “Bagatelleinsätze” ohne zusätzliche Alarmierung der Ehrenamtler ab.
Kommt es zu größeren Einsätzen, dann sind die ehrenamtlichen Feuerwehrleute gefragt. “Hier haben wir Schwierigkeiten, die Einsatzbereitschaft zu garantieren”, unterstreicht der oberste Feuerwehrmann. Nicht nur, dass viele Ehrenamtliche beruflich anderen Orts gebunden sind, auch ihre Zahl nimmt seit Jahren ab. Wurden 2011 noch 184 Aktive gezählt, waren es 2012 nur noch 168. Kelle befürchtet, dass sich dieser Negativtrend fortsetzt.
Dabei könnten die positiven Entwicklungen im Nachwuchsbereich Hoffnung machen. Denn in den fünf Ortswehren werden mit 56 Jugendlichen 20 Prozent und 45 Kinder sogar 60 Prozent mehr Mitglieder als im Vorjahr verzeichnet. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung habe die Sargstedter Wehr, die Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Orten integrierte. “Ich hoffe, dass wir die jungen Leute lange bei der Stange halten können. Wenn wir jedes Jahr fünf bis zehn Prozent von ihnen in den aktiven Dienst übernehmen könnten, wäre uns sehr geholfen. Doch leider verlieren wir mit Beginn der Lehrzeit viele von ihnen.”
Eine gute Entwicklung gebe es beim Fuhrpark in Halberstadt und den Ortsteilen. 25 moderne Einsatzfahrzeuge stehen zur Verfügung: “Die Stadt hat da viel Geld investiert.” Auch die Gebäude seien, bis auf das Ströbecker Gerätehaus, in angemessenem Zustand. Hier müsse unbedingt etwas geschehen. Auf 300.000 Euro werden die Kosten geschätzt. In Ströbeck wurde die Löschwasserversorgung verbessert, in Langenstein eine Löschwasserzisterne im Gewerbegebiet gebaut und im Ort eine neue Fahrzeughalle mit großer Unterstützung der Kameraden errichtet.
Neben einer sehr guten Ausbildung aller Einsatzkräfte wird dem vorbeugenden Brandschutz Beachtung geschenkt. Zuletzt wurde Altenpflegeheimen und Behinderteneinrichtungen der Umgebung eine Informationsveranstaltung angeboten. 50 Einrichtungen schickten Mitarbeiter und reagierten danach mit Veränderungen in ihren Häusern.
“Wir sind für die Bürger da”, unterstrich Jörg Kelle und untermauert seine Aussage mit mehreren Beispielen. Rund 70 Veranstaltungen zählte er auf, darunter Besuche von Kindergruppen und Schulklassen in der Feuer- und Umweltwache, die Tage der offenen Tür in den 5 Ortsteilen und die Osterfeuer. Auf diese Weise wurden 3100 Menschen erreicht.

von Gerald Eggert
Quelle Volksstimme

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