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Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Halberstadt

01.02.2013

Hohe Einsatzbereitschaft haben die Mitglieder der Halberstädter Ortsfeuerwehr auch 2012 bewiesen. Allerdings ist die Zahl der Ehrenamtlichen weiter gesunken. Vor allem tagsüber gibt es Probleme, die Fahrzeuge zu besetzen. Ortswehrleiter Thomas Dittmer schlägt Alarm.

“Unsere kleine, heile Feuerwehrwelt wurde von der demografischen Entwicklung mit allen negativen Auswirkungen voll erwischt.” Der Halberstädter Ortswehrleiter Thomas Dittmer hat in der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr deutliche Worte zur Personalentwicklung gefunden. Weil Leute fehlten, könne das dritte Fahrzeug in den meisten Einsatzfällen nicht mehr genutzt werden. Mehr noch: Tagsüber gelinge es oft nur noch, das Tanklöschfahrzeug vollständig zu besetzen.
Ursache für den Mitgliederschwund sei aber nicht allein die demographische Entwicklung, lautete Dittmers Diagnose. Gut ausgebildeter Nachwuchs gehe mit Beginn der Lehrausbildung verloren. Mittlerweile gestalte sich das Halten gestandener und das Gewinnen neuer Mitglieder schwierig, weil die Betroffenen hier in der Harzregion ihre Lebensplanung, wozu eine gesicherte wirtschaftliche Existenz zähle, nicht umsetzen könnten, sagte Dittmer.
Es bestehe der Anspruch, dass die Feuerwehr nach einem Notruf zu jeder Zeit und schnell ausrückt. “Doch wenn es darum geht, ihre Reihen zu füllen, dann stoßen wir auf immer weniger Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit”, sagte Dittmer. “Die freiwillige Feuerwehr lebt nun mal vom Mitmachen. Nur wenn genügend Menschen bereit sind, einen Teil ihrer Freizeit zu opfern und die Arbeitgeber dieses Engagement fördern und notwendige Freistellungen ermöglichen, kann auch in Zukunft schnell geholfen werden.” Niemand – ob Privatperson oder Unternehmer – wisse, ob er die Hilfe der Feuerwehr nicht schon morgen dringend benötige, erinnerte der Wehrleiter in der Runde.
“Wir bemühen uns ständig, die Situation zu ändern, doch der Erfolg unserer zahlreichen Bemühungen um neue Mitstreiter liegt bei Null. Wir schaffen es nicht allein”, sagte Thomas Dittmer und forderte Unterstützung aus der Politik. Wenn diese Tendenz anhalte, sei die Ortsfeuerwehr in weniger als fünf Jahren nicht mehr einsatzbereit. Mit 61 Alarmierungen unter anderem zu 39 Bränden, acht technischen Hilfeleistungen und fünf “ABC”-Einsätzen wegen verschiedener Gefahrstoffe, habe das Jahr 2012 von den Aktiven sehr viel abverlangt. Speziell bei den größeren Einsätzen seien schnell Grenzen deutlich geworden.
Konkret erinnerte Dittmer an das Wochenende mit dem Lagerhallenbrand in der Tschaikowskistraße, bei dem die Löschhilfe nur mit Hilfe umliegender Feuerwehren habe sichergestellt werden können. Tags drauf brannte ein leerstehendes Industriegebäude in der Nachbarschaft. “Alle Einsatzkräfte haben über die Grenzen der eigenen Belastbarkeit hinaus ihr Bestes gegeben. Ihnen gebührt dafür Respekt, Dank und Anerkennung”, betonte der Wehrleiter. Zu Buche stehen im vergangenen Jahr 45 Dienstabende, vier Lehrgänge an der Brandschutz- und Katastrophenschutzschule in Heyrothsberge und sechs auf Landkreisebene. Hinzu kommen ein Stadtausbildungstag in Langenstein, eine gemeinsame Ausbildung mit dem Technischen Hilfswerk sowie Übungen in der Kindereinrichtung “Kinderland” und im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte. Darüber hinaus waren Brandsicherheitswachen zu stellen und Veranstaltungen in Tagesstätten und Grundschulen sowie bei Volksfesten zu begleiten. Aber: 2013 werde man sich aufgrund der geschrumpften Personaldecke auf das Osterfeuer konzentrieren.
“Trotz aller Probleme habt Ihr eine sehr gute Arbeit geleistet und den guten Ruf, den wir in der Bevölkerung haben, gefestigt”, sagte Dittmer und reichte mit einem besonderen Dank an die Kinder- und Jugendfeuerwehrwarte für die hervorragende Nachwuchsarbeit den Staffelstab an Sven Leistner und Anne Radke weiter. Beide schauten auf die erfolgreiche Entwicklung in ihren Bereichen zurück.
“Vieles würde in Halberstadt ohne das freiwillige Engagement, ohne Menschen wie Sie, nicht funktionieren”, dankte Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) wie schon in seiner Rede beim Neujahrsempfang den Feuerwehrleuten. Stadtbrandmeister Harald Böer widmete sich den Querelen im Landesfeuerwehrverband, “die den Wehren und ihren Mitgliedern sehr geschadet haben.”
Mit Melanie Kohlmeister wurde eine neue Kassenwartin und mit Lars Hartmann ein neuer Pressewart gewählt. Thomas Dittmer und Martin Schulz werden die Ortsfeuerwehr bei der Delegiertenkonferenz des Kreisfeuerwehrverbandes vertreten.
Nach der Beförderungs- und Auszeichnungsrunde wendete sich Ortswehrleiter Dittmer an Stefan Walter, den Vorsitzenden des Fördervereins, der gerade Rettungsmesser an junge Kameraden überreicht und der Jugendfeuerwehr 100 Euro für eine Wettkampfmedaille im Jahr 2013 zugesichert hatte: “Danke für Eure großartige Unterstützung. Ohne Euch könnte vieles nicht realisiert und dringend Benötigtes nicht beschafft werden.”

von Gerald Eggert
Quelle: Volksstimme

Jonas Steinborn, Oliver Barthel und Melanie Kohlmeister werden von Ortswehrleiter Thomas Dittmer und seinem Stellvertreter Martin Schulz (von links) zum Feuerwehrmann und zur Feuerwehrfrau befördert. Foto: Gerald Eggert Quelle: Volksstimme

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