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Einsatzübung der Feuerwehr an der Zuckerfabrik

31.05.2011

Der gellende Ruf des Martinshorns schreckt am Dienstagabend die Anwohner von Gröper- und Huystraße auf. Feuerwehrfahrzeuge rasen auf das Kinogelände.

Matthias Schulze steht und schaut auf die Uhr. Eben ging der Notruf an die Einsatzleitstelle. Gemeinsam mit seinem Technikchef Rainer Brzoskowski steht der Geschäftsführer des Kinoparks Zuckerfabrik im einsetzenden Regen und wartet. Er wirkt gelassen – zum Glück wird die Feuerwehr hier heute nur üben.
“Zum letzten Mal hatten wir kurz nach der Eröffnung so eine Einsatzübung auf unserem Gelände”, erinnert sich Schulze, “das war 1997. Es ist doch gut, wenn sich die Wehrleute im Objekt auskennen, falls wirklich mal etwas passieren sollte.” Was niemand hofft, aber auch niemand ausschließen kann.
“Wir als Feuerwehr sind immer dankbar, wenn wird solche Übungsmöglichkeiten bekommen”, sagt Thomas Dittmer. Der Halberstädter Ortswehrleiter beobachtet gemeinsam mit Wolfgang Böttcher, wie sich die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr bei dieser Übung verhalten. “Wir machen das, um Schwachpunkte zu erkennen und abzustellen”, sagt Dittmer, der die Übung mit vorbereitet hat. “Das Kino ist für uns Feuerwehrleute ein Schwerpunkt – viele Menschen und hohe Brandlast, da muss im Ernstfall alles klappen.” Die Kinobesucher bekommen an diesem Dienstagabend kaum etwas mit von der Aufregung um sie herum – die Evakuierung der Säle wird nicht geprobt. Die Feuerwehr muss in den technischen Nebenräumen des großen Gebäudes eine vermisste Person finden, die obere Etage ist völlig verqualmt, das Feuer greift auf das Teerdach über. Es ist kein leichtes Szenario, das sich die erfahrenen Kameraden da ausgedacht haben.
Sechs Minuten nach der Alarmierung der Feuerwehr sind die Frauen und Männer der Freiwilligen vor Ort. Während sich ein Team auf den Einsatz im Inneren des Gebäudes vorbereitet, um den Vermissten zu finden, wird an anderer Stelle an der Wasserversorgung gearbeitet. Ein Hydrant im Küchengarten liefert das Wasser, die angerückten Tanklöschfahrzeuge sind dem “Erstangriff” vorbehalten.
Für den legt die Truppe um Martin Rychlikowski die ersten Schlauchverbindungen. Er hat sich zuvor im Brandmeldezentrum-Raum angeschaut, wo es denn brennt im Gebäude und die entsprechenden Unterlagen gezogen – Treppen, Zuwegungen, Besonderheiten sind da verzeichnet. Währenddessen arbeiten sich Andy Brennecke und Lars Hartmann durch den gefliesten Flur und das Treppenhaus nach oben. Die Schläuche im Treppenhaus müssen extra gesichert werden, wenn das Wasser durchschießt, zappeln die roten Schläuche sonst hin und her. Also werden sie mit kurzen Seilen an den Handläufen festgebunden. Kurz vor dem oberen Geschoss machen die beiden jungen Männer ihre Masken dicht, jetzt wird nur per Druckluftatemgerät geatmet – schließlich ist hier alles verqualmt. Jedenfalls signalisieren das die gelb blinkenden Wamlampen. Vorsichtig kriechen beide auf die Tür zu, die abgetastet wird. Da ist Wärme zu spüren, also geht es ganz vorsichtig weiter. Schon das Öffnen der Tür muss mit Bedacht erfolgen – im Ernstfall können den Männern Flammen entgegenschlagen. Besonnen gehen die beiden vor, rufen in die Räume, schauen überall nach und bewegen sich die ganze Zeit auf den Knien. “Eigensicherung geht vor”, erläutert Wolfgang Böttcher, der aufmerksam die Abläufe verfolgt und ganz zufrieden zu sein scheint. Dann haben Hartmann und Brennecke den Pausenraum erreicht und die vermisste Person gefunden, die nicht ansprechbar ist. Was am vorgegebenen Szenario liegt, denn der Dummy kann nie reden. Die Meldung geht an den Einsatzleiter, es wird um Unterstützung gebeten, dann bringen die jungen Halberstädter ihren “Verletzten” vorsichtig durch das Treppenhaus nach unten. Dort kommen ihnen Kameraden entgegen mit einer Trage und übernehmen den weiteren Transport des Verletzten. Draußen wird er noch in stabile Seitenlage gebracht, dann müssen sich andere darum kümmern. Im Ernstfall die Rettungssanitäter. Derweil haben sich ein paar Meter weiter zwei weitere Feuerwehrfahrzeuge postiert, die Drehleiter ist ausgefahren. Auf der ist das Strahlrohr montiert, die Schlauchverbindungen liegen, nun geht es nach oben. Auf dem Dach müssen drei Brandherde gelöscht werden. Auch das klappt.
40 Minuten später rollen die 29 Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Halberstadt die Schläuche auf, nehmen die Kupplungen auf, verstauen alles wieder auf und in den sechs Fahrzeugen, die im Einsatz waren. In der Wache werden sie alle nassen Schläuche austauschen, alle Geräte und die Technik kontrollieren, “alles wieder auf Null setzen”, wie sie sagen.
Bei der Auswertung erfahren sie dann, dass die Mannschaft des ersten Löschzuges überfordert war, schließlich sei die Aufgabenstellung für zwei Gruppen vorgesehen gewesen. Das zweite Löschfahrzeug hatte für die Anfahrt zu lange gebraucht und die Aufstellflächen für die Fahrzeuge könnten besser genutzt werden. Was das gute Gesamtbild dieser Übung aber nur etwas trübt.

Quelle: Volksstimme 


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