Archiv

Freiwillige Feuerwehr Halberstadt zog Bilanz

18.02.2006

Es gibt Momente im Leben eines Feuerwehrmannes, die vergisst er nicht so schnell. Noch immer wirkt die Brandkatastrophe nach, bei der Anfang Dezember neun Menschen, die in der Obdachlosenunterkunft im Ortsteil Wehrstedt untergebracht waren, ihr Leben verloren.
Stadtwehrleiter Harald Böer erinnerte daran, dass den Kameraden, die Hilfe benötigen, geschulte Mitarbeiter vom psychologischen Dienst zur Seite stehen, um das Geschehen und das Gesehene verarbeiten zu können. Mit einer Schweigeminute gedachten die Feuerwehrleute und Gäste im Schulungsraum der Umwelt- und Feuerwache den Opfern der Brandkatastrophe, bevor sie zur Tagesordnung übergingen.
Vor ihnen lag die Jahresbilanz, der Freiwilligen Feuerwehr Halberstadt, ihrer Jugendfeuerwehr und ein Abschlussbericht der Altersabteilung.
Auch Hauptlöschmeister Thomas Dittmer, der den Jahresrückblick hielt, ging auf das Feuer in der Obdachlosenunterkunft ein: “Die emotionale Belastung war sehr groß – um dies zu verarbeiten, erhielten wir psychologische Unterstützung aus Halle.”
Die freiwillige Feuerwehr wurde zu 12 Brand- sowie je vier technischen und allgemeinen Einsätzen gerufen. Großbrände wurden in Harsleben und Groß Quenstedt gelöscht, auch beim Löschen des Dachstuhlbrandes im Ebereschenhof half die Wehr. Nicht zuletzt beseitigte man Sturmschäden, so musste der Weihnachtsbaum auf dem Holzmarkt abgebaut werden.
Insgesamt leisteten die Kameraden der freiwilligen Wehr 602 Einsatzstunden. Ortswehrleiter Dittmer: “Im Stadtbild war die Feuerwehr immer präsent. Wir richteten wieder gemeinsam mit den Mitarbeitern des Tiergartens und dem Technischen Hilfswerk (THW) das Osterfeuer aus, das es auch in diesem Jahr auf der Jahnwiese geben wird.” Er erinnerte an den erfolgreichen “Tag der Jugendfeuerwehr auf dem Fischmarkt”, der für “großes Aufsehen” sorgte. Mehr im Hintergrund wirken hingegen die Kameraden, die die Brandwache im Großen Haus Halberstadt des Nordharzer Städtebundtheaters übernehmen. Im vergangenen Jahr kamen bei 28 Vorstellungen insgesamt 195 Einsatzstunden zusammen.
Derzeit zählt die Halberstädter freiwillige Feuerwehr 40 aktive Mitglieder und drei in der Ausbildung. Es gelte weiterhin Mitgliederwerbung zu betreiben, denn “Stillstand bedeutet Rückschritt”.
Bereichsfachleiter Dr. Michael Haase übermittelte Grüße von Oberbürgermeister Dr. Harald Hausmann und sicherte den Emerslebener Feuerwehrkameraden zu, die als Gäste in der Runde der etwa 60 Kameraden saßen, dass trotz eines nicht ausgeglichenen Haushaltes ein Feuerwehrfahrzeug angeschafft werde.
Dank zollten alle Redner im Namen der Anwesenden dem Förderverein “Sankt Florian” der Halberstädter Feuerwehr.
Stellvertretend für die vielen am Ende der Jahresversammlung Geehrten seien hier genannt: Uwe Fischer und Holger Rücker, die schon 30 Jahre bei der Wehr sind.
Dr. Haase humorvoll: “Ich hab’ ja schon bei 30 Jahren ehrfurchtsvoll meinen ,Hut’ ziehen wollen! Aber was mache ich jetzt, angesichts der vierzig Jahre?” — denn Monika Geranski bekam eine Auszeichnung für 40 Jahre Dienst in der Wehr. Harald Böer verwies darauf, dass “Steigerungen immer noch möglich” seien – so gibt es einen Kameraden, der ein halbes Jahrhundert dabei ist: Günther Dietrich.
Ernannt wurden zum Hauptlöschmeister Candy Eitz, zum Oberbrandmeister Thomas Dittmer und zum Hauptbrandmeister Wolfgang Böttcher. 

Candy Eitz (l.) wurde durch Fachbereichsleiter Dr. Michael Haase im Beisein von Stadtwehrleiter Harald Böer (r.) und Ortswehrleiter Thomas Dittmar zum Hauptlöschmeister befördert. Foto: Volksstimme

To top