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Gedenken zum 80. Jahrestag der Zerstörung Halberstadts

Der 8. April 1945, der schrecklichste Tag in der Geschichte unserer Stadt, jährt sich nun zum 80. Mal. Neben zahlreichen Halberstädter Bürgern und Vertretern aus der Politik, kamen auch einige Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr zum Gedenken an die Ruine der Franzosenkirche.

Die Feuerwehr Halberstadt stand 1945 vor einem Trümmerhaufen. Ein großer Teil der Fahrzeuge, Geräte und des Schlauchmaterials war den Brandbomben der Amerikaner zum Opfer gefallen. Die Feuerwache in der Krebsschere wurde vollständig zerstört. Damit war die Berufs- und Freiwillige Feuerwehr ohne Gerätehaus. Die nichtzerstörte Feuerwache der ehemaligen Junkers-Werke bot zumindest eine gute Unterkunft für die Feuerwehr.

Es war eine würdevolle Veranstaltung, die sowohl an die schrecklichen Ereignisse als auch an den Wiederaufbau der Stadt erinnerte.

Mit der Rezitation aus dem Halberstädter Requiem von Georg Faulhaber erlebten die Anwesenden einen sehr emotionalen Moment. Eine besondere Ehre erwiesen mit ihrem Besuch die Gäste der 2. und folgenden Generationen der Opfer des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge, darunter Marcin Stankiewicz. Seine Rede, geprägt von Mahnung und Versöhnung, wurde von Dr. Gero Fedtke, dem Leiter der Gedenkstätte, übersetzt.

Für den musikalischen Beitrag sorgte das Bläserquartett des Nordharzer Städtebundtheaters.

In seiner Ansprache zitierte Oberbürgermeister Szarata aus einem Brief von Dagmar
Ortmann, den sie ihn vor wenigen Tagen zusandte. Sie musste als Kind den schrecklichen Tag erleben und leistete später ihren Beitrag zum Wiederaufbau der Stadt.

Als persönliches Anliegen formulierte Daniel Szarata in seiner Rede abschließend den Wunsch nach Frieden in der ganzen Welt – und ein klares „Nie wieder“.


Die Angriffe auf Halberstadt:

Der Luftkrieg und die Bombardierung von „feindlichen“ Städten und Industrieanlagen begannen 1940. So spürten auch Halberstadts Bürger die furchtbaren Luftangriffe. Die Stadt erlebte 10 Luftangriffe. Die ersten hatten die Junkers-Flugzeugwerke, den Flugplatz und den Bahnhof als Ziel.

Am 7. April 1945 griffen Jagdbomber einen auf dem Hauptbahnhof abgestellten Munitionszug an. Die Seeminen, mit denen der Zug beladen war, explodierten. Der Bahnhof mit Gebäuden und Gleisanlagen wurde zerstört, der Zugverkehr musste komplett eingestellt werden. Luftdruckschäden gab es in weiten Teilen des Stadtgebietes.

Nur einen Tag später, am 8. April 1945, erfolgte der zehnte und schwerste Luftangriff auf Halberstadt. Von verschiedenen Flugplätzen in Mittelengland starteten gegen 9.00 Uhr, 215 amerikanische Fernbomber des Typs B-17, die durch „Mustang“-Langstreckenjäger begleitet wurden. Um 11.10 Uhr wurde Luftalarm ausgelöst. Schon 11.25 Uhr näherten sich die ersten Bomber aus südwestlicher Richtung. Nach dem Setzen von Rauchzeichen fielen die ersten Bomben auf das Stadtzentrum. Die nächsten Wellen warfen in kurzen Zeitabständen ihre Bomben auf das Stadtzentrum. Die Flieger flogen fächerförmig über die Stadt, Drehpunkt war wahrscheinlich das Lyzeum und der Käthe-Kollwitz-Platz. Durch dieses Verfahren wollte man eine große Trefferquote und höchstmögliche Vernichtung erreichen. Die letzten Bomben wurden 11.45 Uhr abgeworfen. Eine Entwarnung konnte nicht mehr erfolgen, da das Warnsystem komplett zerstört war.

504 Tonnen Sprengbomben und 50 Tonnen Brandbomben wurden auf die Stadt abgeworfen. Die Folgen waren erschütternd. Auf einer Fläche von 1,1 km² lagen ca. 1,5 Millionen m³ Schutt und Trümmer. Ungefähr 2000 Tote waren bei den 10 Luftangriffen zu beklagen und etwa 25.000 Halberstädter waren obdachlos geworden. Die Versorgung mit Gas, Wasser und Strom musste eingestellt werden, da die Leitungsnetze zerstört waren. Eisenbahnen und Straßenbahnen konnten nicht mehr fahren, Fahrzeuge, Schienen und Oberleitungen waren beschädigt. Die Stadt war in eine riesige Rauchwolke gehüllt, die Brände wüteten drei Tage. Am 11. April 1945 wurde die Stadt durch amerikanische Truppen besetzt, für die Halberstädter war der Krieg „offiziell“ beendet.

Quelle: Buch „Halberstadt brennt“ von Werner Hartmann

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