Unwetter flutet Straßen und Keller

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29.07.2014

Es schüttet am Dienstagvormittag in Halberstadt und Umgebung wie aus Kübeln. Das Wasser überflutet Straßen und Keller. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz und pumpt geflutete Keller aus.

Von Jörg Endries und Martin Weigle
Martinshörner heulen im gesamten Stadtgebiet. Mit Blaulicht jagen die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr über die überfluteten Straßen Halberstadts. Die Brandbekämpfer befinden sich im Dauereinsatz. Aber nicht das Feuer ist ihr Gegner, sondern das Wasser.
Die Regenfälle am Dienstagmorgen sind für so manchen Kanal einfach zu stark. In vielen Häusern der Domstadt stehen binnen Minuten die Keller unter Wasser. “Schwerpunkt ist das Ameos-Klinikum Halberstadt in direkter Nachbarschaft der Holtemme”, berichtet Jörg Keller, Chef der Feuerwehr Halberstadt. Gott sei Dank sind nicht Gebäude mit Patienten oder wichtiger Medizintechnik betroffen. In Nebengebäuden laufen die Keller voll Wasser.
In der Klusstraße sind die Kameraden gleich an zwei Einsatzorten beschäftigt. In ein Haus ist der Blitz eingeschlagen und bei einem Bestattungsinstitut ist der Kellerbereich geflutet. “Ich kam gerade von der Nachtschicht nach Hause, da hat mich der Pieper wieder aufgeschreckt”, berichtet ein Kamerad der freiwilligen Feuerwehr von seiner kurzen Nachtruhe. “Gegen 8 Uhr gingen die Schleusen auf, so schnell konnten wir gar nicht reagieren, da stand der Keller schon unter Wasser”, erzählen Anwohner der Klusstraße. “Primed säuft auch gerade ab”, ist ein hörbarer Kommentar von Leuten, die in der Nähe stehen. Ganz so schlimm sei es nicht gewesen, berichten wenig später die Feuerwehrmänner auf dem Werksgelände des Unternehmens für Medizintechnik. “In der Tiefgarage stand ein bisschen Wasser und im Lager war es nass”, sagt der Einsatzleiter. Der Einsatz von schwerer Technik sei nicht nötig gewesen.
Im Wohnquartier in der Woort sind die Feuerwehrmänner stärker gefordert. Der gesamte Keller eines Wohnblocks steht unter Wasser. “Das Nass stand bei unserem Eintreffen bis zur ersten Treppenstufe“, berichten die Kameraden vor Ort. Mehrere Pumpen müssen eingesetzt werden. Die fünf Angehörigen der Halberstädter Wehr versuchen im Anschluss daran, den Kellerbereich mit einem Nasssauger zu trocknen. Nach knapp zwei Stunden ist der Spuk vorüber, der Regen hat nachgelassen, mehr als die Hälfte der Einsätze sind erledigt. Für die Feuerwehr ist der Unwetter-Tag ein Großeinsatz.
In der Zeit von 9 bis 14 Uhr rücken die Retter zu insgesamt 54 Einsatzstellen aus, so Jörg Kelle. Gefordert sind alle Wehren der Stadt, also auch die der Ortsteile. 47 Feuerwehrleute kämpfen im Stadtgebiet gegen die Wassermassen. “Das Kanalsystem war überlastet. In 50 Prozent aller Fälle ist der Wassereinbruch der Tatsache geschuldet, dass die Häuser keine Rückschlagklappen haben, die das Eindringen des Wassers verhindern”, sagt der Feuerwehrchef. Ein Fakt, der bereits seit Jahren immer wieder kritisiert wird. Bisher ohne Ergebnis.
“Der Regen war schon ein heftiges Ereignis”, stellt Thomas Valentin, Geschäftsführer der Abwassergesellschaft Halberstadt (AWH), fest. Im Bereich der Kläranlage Halberstadt in Wehrstedt seien 35 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen worden. “Ich habe gehört, in der Kernstadt soll es noch mehr gewesen sein”, berichtet der Geschäftsführer auf Volksstimme-Nachfrage. Am Mischwasserabschlag in die Holtemme im Bereich “Am Bullerberg” wurden in der Zeit von 8.50 bis 11.40 Uhr 16.500 Kubikmeter Regenwasser gemessen. Die technischen Anlagen der AWH hätten alle funktioniert. Es habe nur ein paar kleinere Störungen gegeben, die bei diesen Wetterlagen aber “normal sind”. Probleme hat es vor allem im Mischwasserkanalsystem im Bereich der Altstadt, des Fünfecks und der Minna-Bollmann-Straße gegeben. “0Das Kanalsystem ist dort an seine Leistungsgrenzen gestoßen und konnte die enormen Wassermengen nicht mehr abIeiten”, so Thomas Valentin.
Ergebnis war, dass viele Keller voll Wasser gelaufen sind. Das sei aber auch darauf zurückzuführen, dass die Grundstücke nicht genug gesichert sind.

Quelle: Volksstimme


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  • Schnell war ein Notstromaggregat aufgebaut, das Strom für die Wasserpumpe lieferte. (Foto: Jörg Endries)
  • Mit einem Nasssauger werden die letzten Wasserreste im Keller eines Wohnhauses an der Woort beseitigt. (Foto: Jörg Endries)
  • Mit Pumpen und Besen kämpfen die Feuerwehrmänner gegen die Wassermassen in einem vollgelaufenen Keller an der Woort. (Foto: Jörg Endries)
  • In der Klusstraße 1 musste ein vollgelaufener Keller ausgepumpt werden. (Foto: Martin Weigle)
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