15.09.2004
Zwei Fahrzeuge der Halberstädter Feuerwehr fahren unter Blaulicht und Sondersignal in die Altstadt. Die Feuerwehrmänner rücken zum Glück nur zu einer Übung aus. Wenige Minuten zuvor war ein Notruf abgesetzt worden, dass im Düsterngraben unterhalb der Peterstreppe ein Kollege der Abwassergesellschaft Halberstadt (AWH) bei Wartungsarbeiten im Kanalsystem verunglückt sei. Vor Ort wurde die Einsatzgruppe kurz in die Situation eingewiesen. Zwei Feuerwehrmänner legten Atemschutzgerät mit Schutzmaske an und stiegen in den vier Meter tiefen Schacht hinab. Derweil wurden die Drehleiter ausgefahren und ein Flaschenzug montiert, der zum Retten aus Höhen und Tiefen eingesetzt wird. Zwischen zwei Einstiegsschächten hatten die beiden Retter den “bewusstlosen” AWH-Mitarbeiter im Kanalsystem, das an dieser Stelle nur 1,50 Meter hoch ist und im oberen Bereich knapp einen Meter misst, ausgemacht, zum Schacht transportiert und mit einem Gurt versehen. Binnen weniger Minuten wurde er aus dem schmalen Schacht ans Tageslicht gebracht. Nach kurzer Beatmung des “Verunfallten” wurde die Übung beendet. Jörg Kelle wertete die Übung vor Ort aus. Er schätzte ein, dass der Auftrag erfüllt wurde. Die Rettung aus dem Kanal war die dritte eine Reihe von Übungen in den vergangenen Tagen, bei denen das Zusammenwirken der Einsatzkräfte von Feuerwehr mit dem Betriebspersonal der AWH trainiert wurde. Obwohl das Kanalsystem in Halberstadt zum größten Teil saniert ist, sind immer wieder Kontrollgänge erforderlich. Dabei sind stets zwei Kollegen vor Ort. Bei nicht begehbaren Kanälen wird ein Kollege abgeseilt und bleibt mit der Sicherheitsleine mit dem zweiten Mann verbunden. Hier kann im Notfall selbst geholfen werden. Bei begehbaren Schächten wird diese Verbindung gelöst. Bei einer Havarie wird nach betrieblichen Einsatzplänen die Feuerwehr alarmiert, denn in diesem Fall soll sich der zweite Kollege nicht in Gefahr bringen.
AWH-Mitarbeiter S. Kramer wird von 2 halberstädter Feuerwehrmännern aus dem schmalen Schacht gerettet. Foto: Volksstimme