02.04.2012
Einen nicht alltäglichen Einsatz erlebte gestern die Feuerwehr Halberstadt. Im Geldautomatenraum der HypoVereinsbank im Stadtzentrum saß ein Biber. Die Tierretter fingen den verängstigten Nager ein.
Kurz vor 6 Uhr klingelte in der Feuerwache Halberstadt das Telefon. Ein Bürger bat um Hilfe. “Im Geldautomatenraum der HypoVereinsbank sitzt ein Biber. Das ist kein Aprilscherz.” Thomas Käsebier und Thomas Bothe von der Hauptberuflichen Wachbereitschaft der Feuerwehr schnappten sich daraufhin einen Katzentransportkäfig und fuhren zur Bank.
“Tatsächlich saß ein ausgewachsener Biber im Kundenraum”, berichtet Jörg Kelle, Chef der Halberstädter Feuerwehr. “Aber ohne EC-Karte”, scherzt er. Die beiden Tierretter mussten sich einen größeren Käfig besorgen, weil das Nagetier nicht in den Katzenkorb passte. Den erfahrenen Rettern gelang es, das verängstigte Tier einzufangen. In der Feuerwache der Kreisstadt angekommen, musste Hilfe für den Biber organisiert werden. Erstmal bekam das sichtlich gestresste Tier von den Feuerwehrleuten eine Schale mit Wasser gereicht, die der Nager sofort annahm. Dann kauerte er sich zusammen, legte sich auf seinen breiten Schwanz und nahm nach der ganzen Aufregung erst einmal eine Mütze voll Schlaf.
“Wir haben schon seltsame Einsätze gehabt und dabei Störche, Schlangen, einen Raubvogel und sogar ein Lama in Halberstadt eingefangen. Aber ein Biber, so etwas gab es bisher noch nicht”, resümiert Jörg Kelle. Doch wo soll das Tier hin? In die Natur zurück? Fehlanzeige, denn weder an der Holtemme in Halberstadt noch am Goldbach sind Biber bislang zuhause. Der Feuerwehrchef setzte sich mit Thomas Dittmer vom städtischen Ordnungsamt in Verbindung. Der findet für Jörg Kelle Ansprechpartner im Biosphärenreservat Mittelelbe in Dessau-Roßlau, die Landesreferenzstelle für den Biberschutz. Die Fachleute hörten den Hilferuf aus Halberstadt und holten den Biber persönlich ab.
Ein großes Rätsel wird wohl bleiben, wie der Biber in den Kundenraum der Bank gelangte. Andreas Berbig, Mitarbeiter des Biosphärenreservates Mittelelbe und zuständig für den Biberschutz, hat dafür auch keine schlüssige Erklärung. “Man kann nur spekulieren.” Ob das Tier jemand eingefangen habe, um sich mit dem Aussetzen in der Bank einen Scherz zu erlauben, wolle er nicht so recht glauben. Die Tiere seien schwer einzufangen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass sich der Biber in Privatbesitz befand und sich der Besitzer des Tieres so entledigen wollte.
“Vorkommen des unter strengen Schutz stehenden Nagers gibt es mittlerweile in Sachsen-Anhalt nicht nur an der Elbe. Auch an der Bode südlich von Ditfurt und auch bei Nienhagen haben sich Biber angesiedelt”, berichtet Andreas Berbig auf Nachfrage der Volksstimme. Der Halberstädter Biber werde nach einer gründlichen Untersuchung an der Elbe wieder in die Freiheit entlassen.
Übrigens hatten die Halberstädter Feuerwehrmänner am Sonnabend einen weiteren tierischen Einsatz, wie Jörg Kelle berichtet. Im Umkleideraum der Gärtnerei “Glücksklee” in der Sternstraße war ein Waschbär eingeschlossen. Der wurde anschließend wieder an der benachbarten Holtemme ausgesetzt.
Quelle: Volksstimme
Feuerwehrchef Jörg Kelle mit dem in der Bankfiliale eingefangenen Biber. Der Nager erwartete erschöpft in der Feuerwache am Breiten Tor auf seinen Abtransport an die Elbe. Foto: Jörg Endries Quelle: Volksstimme